Tschechien

Eklat um Präsident Zemans Fäkalsprache

Das wird kein leichter Gang werden für Tschechiens Präsident Milos Zeman: Traditionell legt das Staatsoberhaupt an jedem 17. November in der Prager Nationalstraße ein Blumengebinde nieder. Genau an dem Ort, wo vor nunmehr 25 Jahren kommunistische „Sicherheitskräfte“ auf Studenten einknüppelten, die Freiheit eingefordert hatten. Das war seinerzeit der Anfang vom Ende des Regimes gewesen.

Wenn Zeman in ein paar Tagen diesen Ort besuchen wird, dann werden ihn mehrere tausend wütende Tschechen empfangen. Derzeit organisieren sich etliche Landsleute auf Facebook zu einer Demonstration. Vor allem jene, die ihn nicht gewählt haben, womöglich aber auch einige, die ihm ihre Stimme gegeben haben und nun schwer enttäuscht sind. Leute wie Marek Vyborny, der Direktor des Mozart-Gymnasiums in Pardubice (Pardubitz) etwa. Der reagierte wie viele seiner Kollegen und hängte am Montag demonstrativ das Porträt des Präsidenten von der Wand ab.


Wie ein Pubertierender

Zeman, der immer wieder mit Trink-Eskapaden von sich reden macht, war am Wochenende in einem traditionsreichen Gespräch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wiederholt vulgär ausfällig geworden. Er nannte beispielsweise die Mitglieder der russischen Punk-Band Pussy Riot, die den diesjährigen Vaclav-Havel-Menschenrechtspreis erhalten hatten, „Nutten“. Und dann übersetzte er in der Art eines Pubertierenden den Namen der Gruppe in „Fotze“.

In all ihren Liedern sängen sie von nichts anderem - „Fotze hier, Fotze da“. Er wüsste nicht, weshalb er „solche Nutten“ unterstützen sollte. In der Folge griff Zeman auch zu anderen abstoßenden Ausdrücken, die Politiker aller Parteien in Tschechien als schädigend für das Amt bezeichneten.

Der Radiosender konnte nicht ohne weiteres die Sendung abbrechen, wie das sein Kodex eigentlich vorschreibt. Immerhin hatte man den ersten Mann des Staates live am Mikrofon. Das kann jetzt teuer werden: Der Rundfunkrat muss auf zig Beschwerden von Hörern reagieren und wird den Sender zu einer saftigen Strafe verdonnern. Beim Radio will man die Reihe fortsetzen, aber in jedem Fall noch einmal über die jüngste Sendung mit dem Präsidenten reden.


Zeman will ablenken

Der sieht bisweil keinerlei Grund, sich für seine Wortwahl zu entschuldigen. Zemans Sprecher sagte, der Präsident habe auf diese Weise gezielt eine Debatte darüber auslösen wollen, welcher Fäkalsprache man sich allgemein in der tschechischen Politik bediene. Zeman selbst beschuldigte seinen einstigen Gegenkandidaten um das Präsidentenamt, Karel Schwarzenberg, „in jedem zweiten Satz das Wort ‚Scheiße‘ zu gebrauchen“. Dies ausgerechnet dem noblen Fürsten Schwarzenberg vorzuhalten, ist starker Tobak.

Schwarzenberg konterte, Zeman habe mit seiner Gossensprache, über die das ganze Land jetzt rede, von Wichtigerem ablenken wollen. Etwa von seiner Putin-freundlichen Haltung im Ukraine-Konflikt. Mehr noch, so Schwarzenberg, habe Zeman seinen peinlichen Auftritt in China kaschieren wollen. Der Präsident hatte dort mit der Jahrzehnte üblichen Praxis seit der Havel-Ära gebrochen und kein Wort der Kritik an den Pekinger Menschenrechtsverletzungen verloren. Im Gegenteil: In einem Fernsehinterview lobte er die Chinesen über den grünen Klee. Er sei gekommen, „um von Peking zu lernen, wie man ein Land stabilisiert“. Und das alles wegen ein paar chinesischer Investitionen.

Ein Absetzungsverfahren droht Zeman in Tschechien nicht. Derlei lässt die Verfassung nur im Falle von Hochverrat zu. Aber nach dem 17. November dürften Zeman immerhin die Ohren schrillen von einem mehrtausendfachen Pfeifkonzert.


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