Russland

Auch Persil ist nun verboten

Das Einfuhrverbot des Kremls auf ausländische Waren nimmt immer absurdere Züge an. Nach westlichen Lebensmitteln sind nun auch einige Waschmittel internationaler Konzerne ins Visier der Behörden geraten. Am vergangenen Dienstag ließ die Konsumentenschutzbehörde Rospotrebnadsor verlauten, dass bestimmte Putz- und Waschmittel in Russland nicht mehr verkauft werden dürfen. Sie würden nicht den geltenden Sicherheitsbestimmungen entsprechen.

Immer mehr Kunden hätten sich an die Behörde gewandt und über Allergien geklagt, hieß es weiter. Einige große Supermarktketten haben Medienberichten zufolge bereits eine schriftliche Aufforderung erhalten, die Haushaltschemikalien aus dem Sortiment zu nehmen.


Das Waschpulver wird in Russland produziert

Neben Procter & Gamble, Colgate-Palmolive ist auch Henkel von dem Verbot betroffen. Ob es sich dabei um importierte Produkte handelt, scheint diesmal keine Rolle zu spielen: Die drei beanstandeten Waschmittel würden in Russland hergestellt, sagte Henkel auf Anfrage. Alle Wasch- und Reinigungsmittel, ob importiert oder in Russland produziert, hätten zuvor von den zuständigen Behörden ein staatliches Registrierungszertifikat erhalten. Um die Produkte rechtskonform in Russland vermarkten zu können, vertraue man auf die Gültigkeit der Zertifizierung, heißt es von Seiten des Düsseldorfer Konzerns. Henkel suche nun den Dialog mit den zuständigen Behörden, um zu verstehen, was hinter dem Vorgehen liegt. Gemessen am Umsatz ist Russland für Henkel der viertgrößte Markt weltweit.

Die jüngste Verlautbarung reiht sich ein in eine lange Liste von Gesetzen und Verboten, mit denen der Kreml versucht, missliebigen ausländischen Einfluss zu begrenzen. Anlass zu Kontroversen gab zuletzt das Anfang August von Präsident Putin unterzeichnete Gesetz, unter das Importverbot fallende Lebensmittel nicht mehr an der Grenze zurückzuschicken, sondern sie zu zerstören.

Bereits im August 2014 hatte Russland mit einem kürzlich verlängerten Importverbot für bestimmte Lebensmittel aus der EU, den USA, Norwegen, Australien, Kanada auf die Sanktionen des Westens infolge der Ukraine-Krise reagiert. 614 Tonnen Lebensmittel wurden bis Montag laut „Interfax“ zerstört.


Selbsternannte Sheriffs stürmen die Supermärkte

Die Jagd auf die verbotenen Lebensmittel mutet nahezu hysterisch an. Im Internet finden sich Videos selbsternannter Sheriffs und Jugendgruppen. Darin fallen sie in Supermärkte ein, die sie wegen Schmuggelware verdächtigen und inspizieren dort unter großem Aufheben die Regale. In Wladiwostok hat ein Mann gar seine Nachbarn der Polizei gemeldet, weil sie angeblich illegal importiertes Gänsefleisch gegrillt und holländischen Tabak geraucht hätten, berichtete die kremlkritische Internetzeitung Meduza.io.

Politisch motivierte Handelsverbote sind in Russland nicht neu. Vor allem die Konsumentenschutzbehörde Rospoterbnadsor wirkt mit ihren Importverboten oftmals wie ein verlängerter Arm der russischen Außenpolitik. Etwa mit dem Einfuhrverbot für georgischen Wein 2006, oder den im Sommer 2014 temporär aus Hygienegründen geschlossenen McDonalds-Filialen.

Die Bevölkerung zeigt sich ob des absurd anmutenden Vorgehens der Behörden gespalten: „Ohne Fairy oder Persil werden wir nicht sterben. Zu Sowjetzeiten gab es das auch nicht“, kommentierte etwa die bekannte Sängerin Elena Waenga das Verbot. Bei der Zerstörung der Lebensmittel steht die Mehrheit bislang allerdings nicht hinter den Behörden. 48 Prozent sind laut einer Levada-Umfrage dagegen, dass beschlagnahmte Lebensmittel zerstört werden, nur 40 Prozent befürworten die Vernichtung. Vorschläge, die Lebensmittel Bedürftigen zukommen zu lassen, verhallten jedoch bislang ungehört.


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