US-Sanktionen gegen russische Waffenproduzenten
Angebliche Hilfe für das Atom-Programm des Iran verärgert WashingtonMoskau (n-ost) – Das sei „unlauterer Wettbewerb gegenüber russischen Unternehmen“, protestierte Sergej Tschemesow, Chef des führenden russischen Rüstungsunternehmens „Rosoboronexport“. Anfang August hatte die US-Regierung gegen die Firma, die im Auftrag der russischen Regierung fast den gesamten russischen Rüstungsexport abwickelt, Sanktionen verhängt. Angeblich hat das Unternehmen dem Iran bei der Herstellung von Massenvernichtungswaffen geholfen. Sanktionen mit gleichlautender Begründung wurden auch gegen „Suchoj“, einen russischen Hersteller für Kampfflugzeuge sowie zwei indische, zwei nordkoreanische und ein kubanisches Unternehmen verhängt. Rosoboronexport-Chef Tschemesow – er ist übrigens ein persönlicher Freund Putins - erklärte, unter den Sanktionen leide die „Effektivität“ des US-Militär-Kontingents im Irak und Afghanistan. Die US-Kontingente sollten durch den Aufbau von nationalen Armeen im Irak und Afghanistan entlastet werden. Russland hatte mit US-Mittlerfirmen die Lieferung von Waffen vereinbart. Dieser Plan hänge nun „in der Luft“. Die irakische und afghanische Armee „kann nur mit russischen Waffen kämpfen“, so Tschemesow. Die Sowjetunion hatte beide Länder jahrzehntelang beliefert.Allgemeine Verärgerung in Washington Die Moskauer Zeitung „Kommersant“ ist sich sicher, dass Russland im Iran nicht beim Bau von Massenvernichtungswaffen hilft. Ein Grund für die Sanktionen sei ein Waffengeschäft über drei Milliarden Dollar, welches Putin und der venezolanische Präsident Hugo Chavez vor kurzem in Moskau vereinbarten. Russland liefert an Venezuela 24 „Suchoj“-Kampfflugzeuge, 53 Hubschraubern sowie 100.000 Kalaschnikows und hilft beim Bau einer Kalaschnikow-Fabrik. Analytiker des russischen Geheimdienstes hätten Putin – so das Blatt - vor dem Waffen-Geschäft mit Chavez gewarnt. US-Sanktionen seien die Folge. Doch der Hauptgrund für die Sanktionen ist, laut „Kommersant“, „die allgemeine Unzufriedenheit“ Washingtons mit „Russlands Kurs“. Die Sanktionen gegen zwei staatliche Unternehmen seien „ein indirekter Schlag der USA gegen die staatliche russische Macht und eine Äußerung im Verhältnis zu ihrer Außenpolitik.“ Die Beziehungen zwischen Moskau und Washington haben sich in diesem Jahr spürbar verschlechtert. Bush blockiert Russlands WTO-Beitritt. Die Meinungen zum Krieg im Nahen Osten gehen weit auseinander. Putin hatte die USA im Frühjahr unter Bezugnahme auf ein altes Märchen als „Wolf“, bezeichnet, „der nur frisst, aber nicht hört.“ Die russischen Unternehmen verstoßen nach Meinung Washingtons gegen ein US-Gesetz aus dem Jahre 2000, welches verhindern soll, dass der Iran in den Besitz von Massenvernichtungswaffen und Raketentechnik kommt. In einer Erklärung des russischen Außenministeriums heißt es, die USA versuchten, „ausländische Unternehmen zu zwingen nach inländischen amerikanischen Regeln zu arbeiten.“ Die Gründe für die Sanktionen seien „ausgedacht“.Sanktionen mit FolgenUS-Unternehmen dürfen von den betroffenen russischen Firmen nun keine Produkte mehr kaufen oder Produkte an diese verkaufen. Der stellvertretende Direktor von „Suchoj“, Wadim Rasumowski, erklärte gegenüber der Moskauer Wirtschaftszeitung „Wedomosti“, die letzten Flugzeug-Ersatzteile an den Iran habe man 1998 geliefert. Letztes Jahr vereinbarten Moskau und Teheran allerdings die Lieferung von 30 Luftabwehrraketen vom Typ Tor M-1 an den Iran. Russland könnte auf die amerikanischen Sanktionen reagieren. Ein Lakmustest wird nach Meinung des „Kommersant“ die Entscheidung über den von Aeroflott geplanten Kauf von 22 neuen Passagierflugzeugen. Möglicherweise wird Russland keine Boing 787 sondern Airbus A350 kaufen.Ende