Russland

Schlange stehen für Madonna

Moskau freut sich auf die Skandal-Sängerin – nur die russisch-orthodoxe Kirche spielt nicht mit Moskau (n-ost) – „132 Titowa, Natalja, 133 Sowolenko, Polina.” Als am Dienstag um zehn Uhr Morgens neben dem „Detski Mir“, dem alterwürdigen Moskauer Kaufhaus für Kinderspielzeug, der Kartenverkauf für das Moskauer Madonna-Konzert beginnt, geht es fast zu wie zu Sowjetzeiten. Mit lauter Stimme liest eine junge Frau Namen vor. Über 150 Ticket-Anwärter haben sich zu diesem Zeitpunkt bereits in ein dickes Heft eingetragen. 500 Ticket-Anwärter stehen Schlange. Einige warten bereits 24 Stunden. Übernachtet haben sie in Autos oder auf Plastikmatten auf dem nackten Asphalt. Plötzlich drängt sich ein dicklicher, junger Mann in kariertem Hemd durch die Menge. Den Fernsehkameras präsentiert er sich als „Boris“. Stolz hält er sechs druckfrische Karten in die Luft. Die Menge begrüßt Boris mit Applaus. Mehr als sechs Karten werden an Einzelpersonen – wegen der „Spekulanten“ – nicht ausgegeben. „Ich warte schon seit 15 Jahren auf Madonna“, erklärt Boris, der pro Karte auf der Rasenfläche 1.500 Rubel (45 Euro) bezahlt hat. Auf der Tribüne kosten die Karten bis zu 730 Euro. Die Karten in Russland – der letzten Station von Madonnas „Confessions“-Tour sind nach Angaben der Moskauer Veranstalter die billigsten auf der ganzen Europa-Tour. Insgesamt will der Veranstalter 40.000 Karten unters Volk bringen. Auf Wunsch der Sängerin wird ein Kontingent an Freikarten Behinderten zur Verfügung gestellt.57 LKW sind nötig um die gesamte Ausrüstung nach Moskau zu schaffen. Die Bühne wird auf den Sperlingsbergen (früher Lenin-Berge) vor der Lomonossow-Universität errichtet – hoch über der Stadt. Nach Moskauer Medienberichten wollte die russisch-orthodoxe Kirche kein Konzert im Stadtzentrum, wo viele Kirchen stehen. Wsewolod Chaplin, Sprecher der russisch-orthodoxen Kirche, nennt Madonna mit ihrem bürgerlichen Namen „Louise Ciccone“ und hält sie für eine „Verwirrte“, die „geistigen Rat“ brauche. Insbesondere erregt den Kirchensprecher – wie vorher schon den Vatikan - der Gebrauch religiöser Symbole. „Die Imitation der Selbstkreuzigung  in ihrer letzten Show ist Reklame, welche noch nicht einmal dadurch gerechtfertigt wird, dass diese Dame damit versucht  übertriebenes Mitleid mit den Aids-Kranken zu propagieren.“ Bei dem Song „Live To Tell“, der auch in Moskau zu hören sein soll, schwebt die Sängerin mit einer Dornenkrone auf einem verspiegelten Kreuz vom Himmel zur Erde. Bei dem Song geht es um die Aids-Kranken in Afrika.Zwischenhändler machen GeschäfteOffiziell werden die Madonna-Karten nur an zwei Kassen in der Stadt verkauft. Die für den Ticket-Verkauf zuständige Firma warnt vor Fälschungen und „Spekulanten“. Die Karten wurden mit Mikro-Stempel, Strichcode, Wasser- und ultraviolettem Zeichen besonders geschützt. Doch Experten gehen davon aus, dass ein großer Teil der offiziellen Karten von Zwischenhändlern aufgekauft und weiter verkauft wird. Konzerte von westlichen Pop-Größen sind in Moskau keine Seltenheit mehr. Inzwischen war sie fast alle da. Zuletzt spielten hier Sting, die Rolling Stones und Paul McCartney..Ende


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