Brand in russischem U-Boot
"Überfällige" Wartung des 16 Jahre alten U-Bootes
Moskau (n-ost) – Eine Übungsfahrt des russischen Atom-U-Bootes „Heiliger Daniil Moskowski“ endete tragisch. Mittwoch Abende um 20:40 brach in der sechsten Sektion des U-Bootes, welches gerade vor der Halbinsel Rybatschi in der Barentssee vor Anker lag, ein Feuer aus. In der sechsten Sektion ist Elektromechanik des Bootes konzentriert. Dort befindet sich auch das Steuerpult der beiden Atomreaktoren.
Zwei Seeleute – ein 28jähriger Matrose und ein 35jähriger Fähnrich - , die in der sechsten Sektion Dienst hatten, starben, offenbar an Rauchvergiftung. Ein Dritter Seemann, der die beiden retten wollte, wurde mit Rauchvergiftungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Für ihn besteht keine Lebensgefahr.
Die beiden Atomreaktoren an Bord wurden nach offiziellen Angaben rechtszeitig abgeschaltet. Das U-Boot mit dem Namen B 414 wurde in den Nordmeerhafen Widjajewo geschleppt. Der Militärstaatsanwalt leitete ein Verfahren wegen „unsachgemäßer Schiffsführung“ ein. Der Flottenkommandeur teilte mit, dass man Nachbarstaaten nicht über das Unglück informiert habe, da keine Gefahr für die Umwelt bestanden habe. Die Moskauer Stadtregierung, welche das Patronat über das U-Boot hat, erklärte, man werde den Familien, der bei dem Brand getöteten und verletzten Seeleute, materielle und soziale Hilfe leisten.Der Retter riskierte selbst sein LebenWie der Oberkommandierende der russischen Flotte, Admiral Wladimir Masorin mitteilte, haben die beiden Seeleute es nicht mehr geschafft, rechtzeitig ihre Rettungsgeräte zu nutzen. Die Sektion sei voller Technik, das habe die Seeleute offenbar „behindert“. Jeder U-Boot-Mann hat laut Plan für den persönlichen Schutz drei Rettungsgeräte am Dienstort, ein großes Sauerstoffgerät, ein kleines Sauerstoffgeräte mit einem Luftvorrat für zehn Minuten sowie eine Gasmaske. Der Admiral erklärte gegenüber dem Fernsehkanal RTR, „sie haben es einfach nicht geschafft die Rettungsgeräte einzusetzen. Zwei Atemzüge reichen und die Leute fallen um.“
Der Seemann, der seine beiden Kollegen retten wollte, hatte das Atemgerät auf, jedoch brauchte er länger als zehn Minuten, um seine beiden Kollegen, die beide noch lebten aus der Unglückszone zu ziehen.
Nach offiziellen Angaben wurde unmittelbar nach dem Beginn des Brandes der automatische Brandschutz eingeschaltet. Dabei wird das Mittel Freon eingesetzt, welches den Sauerstoff verdrängt und die Flammenentwicklung verhindert. Allerdings kam es bei der Brandbekämpfung zu sehr starker Rauchentwicklung, was den Seeleuten offenbar zum Verhängnis wurde.
Wie Admiral Masorin mitteilte, war eine Wartung des 16 Jahre alten U-Bootes bereits „überfällig“. Das Boot sei allgemein jedoch in einem guten Zustand gewesen. „Wahrscheinlich hat uns die Technik im Stich gelassen.“ Brandursache war – so der Flottenkommandeur - vermutlich ein Kurzschluss in einem elektronischen Wandler. Atomreaktor nicht beschädigtDer „Greenpeace“-Sprecher Wladimir Tschurpow meinte gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax, wenn die Erklärungen der Flottenführung richtig sind, es nur in der sechsten Sektion brannte, und der Reaktor nicht beschädigt wurde, dann besteht keine Gefahr einer radioaktiven Verseuchung. Der Vorfall – so Tschoprow – zeige jedoch, „die Gefahr, die mit atomaren Objekten verbunden ist.“
Igor Kudrik, Vertreter der russischen Umweltorganisation „Bellona“ erklärte, in letzter Zeit fänden sehr viele Übungen der Flotte statt. Da die Flotte immer noch unterfinanziert sei, die Zahl der Fahrten aber zunehme, sei nicht auszuschließen, dass es noch zu weiteren ähnlichen Vorfällen komme.
Normalerweise sind an Bord der „Daniil Moskowski“ 102 Mann Besatzung. Wieviel Männer sich zur Zeit des Unglücks an Bord befanden, wurde nicht bekantgegeben. Zur Bewaffnung des U-Bootes gehören Lenkwaffen vom Typ „Granat“ und Torpedos. In der sechsten Sektion gab es nach offizieller Mitteilung während des Brandes keine persönlichen Waffen der Seeleute.
Die „Daniil Moskowski“ wurde 1990 in Dienst gestellt. Von dem U-Boot-Typ wurden insgesamt 22 Stück gebaut. 1994 umrundete die B 414 unter dem Eis des Nordpols zweimal die Erdachse. Dafür wurde der U-Boot-Kommandeur als „Held Russlands“ ausgezeichnet. „Daniil Moskowski“ war auch an den Suchoperationen beim Unglück des U-Bootes Kursk beteiligt.
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