Serbien

Wirbel um Länderkennung „SS“

„SS“ soll künftig das zweistellige internationale Länderkürzel für Serbien sein. Dies hat das serbische Außenministerium vorgeschlagen. Für Kritik aus der serbischen Öffentlichkeit zeigt das Ministerium kein Verständnis. „SS“ stehe doch klar erkennbar für „Serben – Serbien“. Zudem biete es die Chance, auf die von Hitler an Serbien begangenen Verbrechen hinzuweisen.

Nach der Trennung von Serbien und Montenegro bemühen sich derzeit beide Länder um neue zwei- und dreistellige internationale Ländercodes. Für deren Vergabe ist die internationale Standardisierungs-Organisation (ISO) zuständig. Beim dreistelligen Kürzel für Serbien einigte man sich auf die Buchstaben SRB. Beim zweistelligen Code, der zum Beispiel für Internet-Domains oder für internationale Banktransfers benutzt wird, stellte die ISO die Varianten SP, SQ, SS, SW und SX zur Auswahl. Das Wunschkürzel RS für "Republika Srbija" war von der ISO abgelehnt worden, weil im Code Abkürzungen für „Republik“ oder „Königreich“ nicht vorkommen dürfen. Deshalb habe Außenminister Vuk Draskovic „das Zeichen SS“ mit der einfachen und verständlichen Bedeutung „Serben – Serbien“ empfohlen“, schreibt das Ministerium.

Für die in verschiedenen serbischen Medien geäußerte Kritik an Draskovics Vorschlag zeigt das Außenministerium kein Verständnis. In einer schriftlichen Erklärung teilte es mit, man sei erstaunt darüber, dass das Kürzel „SS“ mit der „Hitler'schen SS-Formation“ in Verbindung gebracht werde, wo doch eindeutig „Serben – Serbien“ gemeint sei. Gleichzeitig sieht man den Ländercode als einzigartige Chance, auf die von den Nazis an Serbien begangenen Verbrechen hinzuweisen: „Die Serben und Serbien sind um Jahrhunderte älter als Hitlers Reich, das großes Unglück über die Serben und Serbien gebracht hat. Unser zweistelliges Kürzel 'SS' ist eine Gelegenheit, dass die nicht informierte Welt von den Verbrechen, die die Hitler-SS an Serben und Serbien verübt hat, und vom Widerstand der Serben und Serbiens gegen Faschismus und Nazismus erfährt.“

Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Belgrad mochte sich zur Ländercode-Debatte nicht äußern. Es handle sich ja erst um einen Vorschlag des serbischen Außenministeriums, sagte Botschaftssprecher Marko Cadez, zudem sei dies eine interne Angelegenheit Serbiens. Das letzte Wort in der Ländercode-Frage ist wohl noch nicht gesprochen. Denn auf der von der ISO laufend aktualisierten Liste aller gültigen Kürzel sind bis jetzt keine offiziellen Ländercodes für die beiden neuen Staaten Serbien und Montenegro aufgeführt.


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