Russland

Gewinnbringender Posten

Sohn von Geheimdienstchef Patruschew bekommt Berater-Posten in drittgrößtem russischen ÖlkonzernMoskau (n-ost) – „Dochodnoje mesto“, gewinnbringender Posten. So hießen in Russland schon zur Zarenzeit die Arbeitsplätze für Beamte, die ein besonders gutes Einkommen versprachen. Auch im neuen Russland sind solche Posten begehrt. Die besten Chancen hat man mit entsprechendem familiärem Hintergrund.
Vor kurzem wurde Andrej Patruschew, der Sohn des russischen Geheimdienstchefs Nikolai Patruschew, zum Berater im Rosneft-Konzern berufen. Dies berichtete die Zeitung „Kommersant“ unter Berufung auf einen Vertreter des Rosneft-Direktorenrates.  Der erst 25-jährige Sprössling des Geheimdienstchefs wurde zum Berater von Igor Setschin ernannt. Setschin ist Vorsitzender des Rosneft-Direktorenrates. Auf der Arbeit sei Andrej Patruschew noch nicht erschienen, „aber die Visitenkarten sind schon bestellt“, erklärte ein namentlich nicht genannte Vertreter des Direktorenrates. Grundausbildung im GeheimdienstAndrej Patruschew hat eine dreijährige Ausbildung an der Akademie des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB absolviert. Bisher arbeitete er im FSB als stellvertretender Leiter der „9. Abteilung“, welche ein Auge auf die Tätigkeit der russischen Ölunternehmen wirft. Andrejs Bruder Dmitri ist beruflich ebenfalls erfolgreich. Er arbeitet in der Wneschtorgbank und soll dort für die Kreditvergabe im Ölgeschäft zuständig sein. Die Familie Patruschew ist jedoch keine Ausnahme. Auch andere Söhne hoher russischer Politiker haben hohe Posten in russischen Unternehmen. Pjotr Fradkow, der Sohn von Ministerpräsident Michail Fradkow, leitet die Abteilung für Finanzierung in der Wneschtorgbank. Sergej Iwanow, der 25-jährige Sohn des Verteidigungsministers, ist Vizepräsident der Gasprombank. Neuer Machtkampf im KremlDer Karrieresprung von Andrej Patruschew bedeutet nicht nur persönlichen Erfolg. Die Ernennung hat auch etwas mit den langfristigen Plänen des sogenannten Sicherheits-Flügels im Kreml zu tun. Diese Fraktion – bestehend vor allem aus ehemaligen Geheimdienstmitarbeitern - hat offenbar ein Auge auf die bald zum Verkauf stehenden Rosneft-Aktien geworfen. Vor Politologen aus dem Westen warnte Putins Berater Igor Schuwalow davor, dass sich der „Sicherheits-Flügel“ im Kreml die geplante Teil-Privatisierung von Rosneft zu Nutzen machen könne. Putin-Berater Schuwalow sprach von einem möglichen „Zusammenwachsen“ von „Sicherheits-Flügel“ und Öl-Business. Für den  „Kommersant“ sind die Äußerungen Anzeichen eines neuen Machtkampfs im Kreml. Im letzten Jahr scheiterte Putin mit seinem Plan Gasprom und Rosneft zu einer nationalen Energie-Holding zu vereinen. Rosneft-Chef Igor Setschin verteidigte die Eigenständigkeit seines Unternehmens.Chinesen als strategische PartnerNach den bisherigen Plänen soll der Staatsanteil bei Rosneft von 85 auf 75 Prozent verringert werden. Als neuer „strategischer Investor“ ist die chinesische Ölgesellschaft CNPC im Gespräch. Das Aktien-Kontroll-Paket von Rosneft soll aber in der Staatshand bleiben.
Rosneft ist nach der Übernahme der Yukos-Tochter Yuganskneftegaz – nach Lukoil und Sibneft - Russlands drittgrößte Ölgesellschaft. Mitte Juli ging der Konzern an die Börse und wurde mit rund 80 Milliarden Dollar bewertet. Drei ausländische Ölkonzerne nutzten den Börsengang zum Kauf von Rosneft-Aktien, die britische BP, die malayische Petronas und die chinesische CNPC.Ende--------------------------------------------------
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