Russland

Letzte Ehre für Zarin aus Dänemark

Am Dienstag wurden die sterblichen Überreste der Zarin Maria Fjodorowna nach St. Petersburg gebrachtMoskau (n-ost) – Russland hält die Erinnerung an die Zaren in Ehren. Am Dienstagmorgen lief das dänische Kriegsschiff „Esbern Snare“ in Kronstadt - einem Hafen vor St. Petersburg - ein. Das Schiff mit den sterblichen Überresten der Zarenwitwe Maria Fjodorowna wurde mit 31 Salutschüssen begrüßt. Am Dienstag jährte sich zum 140ten Mal der Tag, an dem die dänische Königstochter und spätere Zarin das erste Mal russischen Boden betrat.Maria Fjodorowna wurde 1847 in Kopenhagen als Tochter des dänischen Königs Christian IX. geboren. Sie wurde als Marie Sophie Frederike Dagmar getauft und nannte sich nach ihrer Heirat mit dem russischen Zaren Aleksandr III. dann Maria Fjodorowna. Die Zarin starb 1928 in Dänemark. Russland hatte sie 1919, nach der Oktoberrevolution, verlassen. Im dänischen Roskilde wurde sie in der Familiengruft der dänischen Könige beigesetzt. Die Königstochter aus Dänemark hatte sich immer gewünscht, neben ihrem Mann beerdigt zu werden. Dieser liegt in der Peter-und-Paul-Kathedrale im Zentrum von St. Petersburg, wo alle Romanow-Zaren seit Peter dem Großen beigesetzt wurden. 1998 waren Nikolaus II, der letzte russische Zar, seine Frau und drei seiner Töchter in der Kathedrale beerdigt worden. Ob es sich wirklich um die sterblichen Überreste von Nikolaus II. handelte, ist allerdings umstritten.Maria Fjodorowna hatte fünf Kinder. Eines der Kinder war Nikolaus II, der von den Bolschewisten ermordet wurde. Um Politik kümmerte sich Maria Fjodorowna nur wenig. Ihre Hauptaufmerksamkeit galt ihrer Familie.Neu-Bestattung mit viel PompDer Sarg mit den sterblichen Überresten wurde am Dienstag in Kronstadt, einer Insel vor St. Petersburg, von Soldaten des Kreml-Regiments und der königlichen Garde Dänemarks von dem dänischen auf ein russisches Kriegsschiff umgeladen. Das russische Schiff bringt den Sarg der Zarenwitwe nach Peterhof, dem Lieblingsschloss der Zaren, vor den Toren von St. Petersburg. Bevor die sterblichen Überreste der Zarin dann am Donnerstag in der Peter-und-Paul-Kathedrale beigesetzt werden, wird der Sarg am Tag der Beerdigung zu zwei verschiedenen Orten gebracht: nach Zarskoje Selo, einer Sommerresidenz der Zaren und anschließend in die Isaac-Kathedrale zu einem Gedenkgottesdienst mit dem russischen Patriarchen Alexej II. An der Neu-Beerdigung am Donnerstag nehmen zahlreiche Mitglieder der Romanow-Zarenfamilie teil. Auch Wladimir Putin, der dänische Kronprinz Frederik und Prinzessin Mary haben sich angesagt.Abneigung gegenüber RepräsentationspflichtenDer große Aufwand in St. Petersburg steht im auffallenden Kontrast zu dem Leben, das Maria Fjodorowna und ihr Mann führten. Der Biograph Heinz-Dietrich Löwe berichtet von einer „tiefen Abneigung“ der beiden gegenüber „dem höfischen Leben und den Pflichten zur Repräsentation“. Dass der Kreml die Neu-Bestattung trotzdem mit viel Pomp zelebriert, hängt damit zusammen, dass man den Zaren wieder einen festen Platz in der Gesellschaft geben will. Die Politik von Aleksandr III. fällt dabei allerdings unter den Tisch. Im Gegensatz zu seinem Vater, Aleksandr II., der die Leibeigenschaft aufhob, war Aleksandr III. kein Anhänger von Reformen. Die liberalen Minister wurden komplett entlassen. Doch das verschweigen die russischen Medien. Georgi Wilinbachow, Russlands oberster Staatsheraldiker, der die Neu-Bestattung in Verhandlungen mit dem dänischen Königshaus seit Anfang der 90er Jahre vorbereitete, erklärte in einem Interview gegenüber der „Nowyje Iswestija“, die dänische Seite habe darum gebeten, die Zeremonie zu „vereinfachen“. Doch die russische Seite habe das dänische Königshaus von „der Schönheit“ einer großen Beerdigung „mit vielen Menschen“ überzeugen können.Die Monarchie als Staatsform erfreut sich allerdings in Russland keiner besonderen Beliebtheit. Nach einer Umfrage des WZIOM-Meinungsforschungsinstituts können sich nur neun Prozent der Befragten eine Wiedereinführung dieser Staatsform vorstellen.   
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