Putin setzt auf Deutschland
Deutschland ist Russlands wichtigster Partner im Westen Moskau (n-ost) – „Ich wünsche Ihnen aufrichtig gute Gesundheit und Erfolge, Wohlergehen und das Blühen des ganzen deutschen Volkes.“ Fast überschwänglich waren die Glückwünsche, die der Kreml-Chefs zum 3. Oktober an die Kanzlerin und den Bundespräsidenten schickte. Wenn Wladimir Putin an Deutschland denkt, kommt er ins Schwelgen und Träumen. In einer Zeit, in der sich zu den USA zunehmend Spannungen aufbauen, ist die Hoffnung auf Deutschland besonders groß. Berlin gilt als verlässlicher Partner und Hauptpfeiler des von Moskau angestrebten russisch-europäischen Bündnisses. „Die russisch-deutsche Zusammenarbeit“ – so Putin – müsse auch in Zukunft „ein gewichtiger Faktor der Stabilität und Sicherheit in Europa und der Welt als Ganzem bleiben“.Die russischen Medien unterscheiden sehr sorgfältig. Dass George Bush Russlands Beitritt zur Welthandelsorganisation auf unbestimmte Zeit verschob und dass er in Tschechien und Polen Abwehr-Raketen – angeblich gegen Bedrohungen aus dem Iran und Nordkorea – stationieren will, bestärkt altes Misstrauen. Dass die Verhaftung der sechs russischen Offiziere in Georgien von Washington gedeckt wurde, gilt in Moskau als ausgemachte Sache. Über Deutschland liest man in russischen Zeitungen dagegen fast nur Gutes.
Moskau hofft, dass es während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 zu einem Durchbruch auf dem Gebiet einer Freihandelszone zwischen EU und Russland kommt. Der deutsche Außenminister wirbt in einem kürzlich vorgelegten Papier für eine Strategie der Verflechtung gegenüber Russland. „Ziel muss es sein, die politische, wirtschaftliche und kulturelle Verflechtung der EU mit Russland, seine Verankerung in einem größeren Europa, irreversibel zu machen.“ Diese Strategie löst in Russland keine Ängste aus. Wirtschaftlich möchte man sich ja verflechten nur innenpolitisch verbittet man sich Kritik.Russische Unternehmen wollen nach EuropaDie wirtschaftlichen Verflechtungen werden schon deutlich. Während dem russischen Stahl-Riesen Severstal der Einstieg bei dem luxemburgischen Unternehmen Arcelor misslang, gelang der staatlichen russischen Wneschtorgbank der Einstieg beim Flugtechnikkonzern EADS. Fünf Prozent der Aktien befinden sich in jetzt russischer Hand. EADS ist seinerseits mit zehn Prozent an dem russischen Kampfflugzeugbauer Irkut beteiligt. Das Unternehmen soll in Zukunft auch Rumpf und Fahrgestelle für den Airbus liefern. Durch die Zusammenarbeit mit den Russen hofft EADS auf günstige Absatz- und Produktions-Bedingungen in Russland. Die Hoffnungen sind weit gesteckt. Russland möchte zusammen mit Deutschen und Franzosen eine Weltraumfähre bauen. Wenn Putin nächste Woche mit Wirtschaftsvertretern in München spricht, werden vermutlich Details zur Sprache kommen.An freundlichen Signalen aus Russland mangelt es nicht. Auf Anweisung des Kreml halbierte die Fluggesellschaft Aeroflott ihren Auftrag an Boing. Bis 2012 will man 22 Boing-787 kaufen, danach 22 Langstreckenmaschinen von Airbus. Auf dem deutsch-russischen Gipfel in Tomsk vereinbarte die BASF über ihre Tochter Wintershall eine Beteiligung an der Ausbeutung des riesigen sibirischen Gasfeldes Juschno Russkoje. Der russische Gasprom-Konzern erhielt im Gegenzug Zugang zu dem Kasseler Unternehmen Wingas. Der Kreml macht den Europäern schmeichelhafte Angebote. Auf dem deutsch-französisch-russischen Gipfel in Compiégne gab Putin bekannt, dass das Gas aus dem nordrussischen Stokmann-Feld nicht wie geplant in die USA und Russland, sondern nach Europa exportiert wird. Die Idee stammt angeblich von Angela Merkel. Mit dem Stokmann-Feld – so der Kreml-Chef pathetisch - , sei die Versorgung Deutschlands für die nächsten 70 Jahre gesichert. Ende