Russland

Drei Bankermorde in zwei Monaten

In Russland nehmen die Attentate mit geschäftlichem und politischem Hintergrund wieder zuMoskau (n-ost) – In Russland vergeht derzeit fast keine Woche ohne spektakulären Mord. Am Dienstagabend wurde der Miteigentümer der Spezsetstroibank, Konstantin Mescherjakow,  in einem Wohnbezirk nördlich des Moskauer Stadtzentrums erschossen. Nach den bisherigen Ermittlungen schlich sich der Killer von hinten an sein Opfer an. Die erste Kugel traf Mescherjakow im Hals. Dann folgte der „Kontrollschuss“ direkt in den Kopf. Wie ein Vertreter der Sicherheitsorgane gegenüber der Nachrichtenagentur Itar-Tass erklärte, hatten die Killer den Banker lange beschattet. Sie waren offensichtlich über seine täglichen Wege bestens informiert. Die Staatsanwaltschaft hält einen geschäftlichen Hintergrund des Mordes für wahrscheinlich. Es wird allerdings auch im persönlichen Umfeld des Bankers ermittelt. Die Spezsetstroibank wurde 1994 gegründet. Zu Dienstleistungsschwerpunkten gehören Hypothekenkredite und die Vermietung von Schließfächern.  Mafia weicht nicht zurückDie Morde an Bankern in Russland nehmen nach mehrjähriger Pause wieder zu. Am 11. Oktober wurde Aleksandr Plochin, Direktor einer Zweigstelle der Wneschtorgbank vor dem Lift seines Wohnhauses erschossen. Am 13. September streckte ein Killer den stellvertretenden Zentralbankchef Andrej Koslow nieder, als er nach einem Fußballspiel mit Kollegen auf einen dunklen Parkplatz in sein Auto steigen wollte. Koslow starb am nächsten Morgen im Krankenhaus.
 
Nach Angaben des Innenministeriums wurden im vergangenen Jahr 62 Auftragsmorde verübt. Nach anderen Meldungen aus Sicherheitskreisen liegt die Zahl bei 800. Im Fall Koslow wurden die Sicherheitsorgane inzwischen fündig. Mitte Oktober wurden drei Verdächtige festgenommen. Bei den Männern handelt es sich um drei ukrainische Gastarbeiter. Ihren Auftraggeber haben die drei Ukrainer bisher jedoch nicht preisgegeben. Offenbar fürchten sie um ihr Leben. Der stellvertretende Vorsitzende des Föderationsrates, Aleksandr Toschin, beschuldigte eine von einem Georgier geführte Geldwäscherbande als Auftraggeber des Mordes an dem stellvertretenden Zentralbankchef. Wie das Innenministerium mitteilte, hat die Bande unter Leitung des Georgiers „Dzhuba“ täglich einen Gewinn von einer halben Millionen Dollar erwirtschaftet. „Dzuhba“ soll sich inzwischen aus Russland abgesetzt haben. Der stellvertretende Zentralbankchef Koslow hatte über Hundert Banken wegen Geldwäsche und „grauen Importen“ die Betriebsgenehmigung entzogen und Schritte gegen weitere Banken angekündigt. Bei den „grauen Importe“ halfen Banken Waren unter Umgehung des Zolls zu importieren. Nach Ermittlungen der Zeitung Kommersant ging es dabei um Finanzoperationen in einer Größenordnung von 16,2 Milliarden Dollar. Dass die russischen Behörden bei ihren Ermittlungen prompt bei Georgiern und Ukrainern fündig werden, verzerrt das Bild, denn in Russlands Mafia-Gruppen findet man, wie die Behörden selbst zugeben – Angehörige vieler Nationalitäten. Unsicherheit vor den PräsidentschaftswahlenAuch Todesfälle mit politischem Hintergrund nehmen wieder zu. Am 7. Oktober wurde die Kreml-kritische Journalistin Anna Politkowskaja am helllichten Tage vor dem Lift ihres Hauses im Stadtzentrum von Moskau erschossen. An diesem Montag wurde am Leninski Prospekt, ebenfalls im Moskauer Stadtzentrum, der Tschetschene Mowladi Bajsarow von einer Sondereinheit des tschetschenischen Innenministeriums erschossen. Bajsarow, der in Tschetschenien eine Sondereinheit des Geheimdienstes FSB leitete, hatte sich mit dem tschetschenischen Ministerpräsidenten Ramsan Kadyorw überworfen. Daraufhin entzog auch der FSB seine schützende Hand über den Tschetschenen, der früher bei den Separatisten war. Dass es in Russland wieder viele Auftragsmorde gibt, hängt offenbar mit der verstärkten Nervosität vor Präsidentschaftswahlen zusammen. Im März 2008 wird Putins Nachfolger gewählt. Das vom Kreml-Chef aufgebaute Machtgefüge beginnt zu knirschen. Bei russischen Unternehmern gibt es einen Run auf Investitionsprojekte in Europa und den USA. Viele Geschäftsleute suchen nach Ruhezonen angesichts erwarteter innenpolitischer Turbulenzen. Ende


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