Russland

Trotzige Worte aus Moskau

US-General erklärt, die geplante Radar-Station gegen Raketen aus dem Iran im Kaukasus sei „keine Gefahr für Russland"Moskau (n-ost) – Dass die USA ihre Abwehrsystem gegen Raketen aus dem Iran und Nordkorea nun auch im Kaukasus stationieren wollen und auch die Ukraine in das Programm mit einbeziehen will, löste in Moskau kein Protestgeschrei mehr aus. Im Gegenteil, je näher die US-Raketenabwehr an die russische Grenze rückt, desto gelassener gibt man sich im russischen Generalstab. Der Oberkommandierende der russischen Luftwaffe, General Wladimir Michajlow, meinte fast trotzig: „Lass sie stationieren. Am Ende ist das ihr Problem.“ Die Pläne der USA müssten vor allem die Länder beunruhigen, in denen Basen für die Raketenabwehr vorgesehen sind, erklärte der General auf einem Luftwaffenstützpunkt in Twer, nördlich von Moskau. Doch völlig emotionslos blieb der Mann mit dem schlohweißen Haar und der hellblauen Uniform nicht. „Leider spricht man von der Stationierung sogar in Ländern wie der Ukraine“, fügte er traurig hinzu.

Neue russische Abwehr-Rakete S 400Der Luftwaffenchef erklärte, Russland habe „alles Nötige, um auf all diese Stationierungen adäquat zu reagieren.“ Der russische General erklärte, Russlands Antwort auf den Plan einer amerikanischen Radarstation im Kaukasus sei die „S 400 Triumph“.Von der neuen Abwehr-Rakete, die zurzeit auf einem Übungsplatz in Kalmykien getestet wird, sollen im Juli die ersten Exemplare im Gebiet von Moskau stationiert werden. Der General verriet nicht, über welche taktischen Eigenschaften die Rakete verfügt. Bekannt ist nur, dass die Rakete eine Reichweite von 400 Kilometern hat.Der stellvertretende Vorsitzende der kremlnahen Partei „Einiges Russland“, Wladimir Pechtin, erklärte, die Pläne der USA zerstörten „die strategische Balance auf dem Kontinent und können zu einem neuen Wettrüsten führen.“In den Hauptstädten des Kaukasus weiß man noch von nichts. Das Verteidigungsministerium von Aserbaidschan dementierte Pläne für die Stationierung einer amerikanischen Radaranlage. Der Sprecher des armenischen Außenministeriums teilte mit, von Seiten der USA gäbe es keine offizielle Anfrage. Die stellvertretende Vorsitzende des georgischen Verteidigungsausschusses, Nika Rurua, erklärte, falls die USA einen Stationierungs-Bedarf hätten, sei man bereit, die Angelegenheit zu prüfen. Der ukrainische Ministerpräsident Viktor Janukowitsch widerrief seine ablehnende Haltung zur Raketenabwehr. Gegenüber „Die Welt“ erklärte Janukowitsch, über die Raketenabwehr müssten die USA, die EU und Russland gemeinsam verhandeln. Dann werde von der Stationierung des Raketensystems „keine Gefahr mehr ausgehen.“ Wenn es sich um ein globales Sicherheitssystem handelt, könne „auch die Ukraine etwas dazu beitragen“.„Keine Gefahr für Russland“Der stellvertretende US-Außenminister John Rood hatte einen Bericht vorgelegt, nachdem insgesamt 15 Länder – darunter fast zehn Nato-Staaten - an der geplanten Raketenabwehr beteiligt sind. Der Direktor der amerikanischen Agentur für Raketenabwehr, Luftwaffen-General Henry Obering, erklärte vor Journalisten in Brüssel, die USA beabsichtigten, drei von insgesamt zehn Komponenten der Raketenabwehr bis zum Jahre 2011 in Europa zu stationieren. Neben dem Radar in Tschechien und den zehn Abfang-Raketen in Polen gehe es dabei auch um eine mobile Radarstation im Kaukasus. Ein konkretes Land nannte der US-General nicht. Obering erklärte, der Radar stelle keine Gefahr für Russland dar. Die Antenne werde „auf den Iran gerichtet.“ Man könne den Radar nicht nach Russland richten, „und selbst wenn wir das können, guckt er nicht weit genug, um eine russische Rakete zu registrieren.“ Der General äußerte den Verdacht, dass hinter der russischen Kritik an dem Raketenabwehrsystem Ängste stünden, über die Moskau nicht offen spreche. Dabei gehe es nicht um die Angst vor einem Ungleichgewicht bei den Raketen, sondern um „etwas anderes“. Washington unterstellt, Russland habe auf seinem Territorium etwas zu verbergen.Ende-----------------------------------
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