Russland

Putin bastelt an Konkurrenz-Pipelines in Südeuropa

Putin bastelt an neuen Öl-Pipelines in Südeuropa // Vertrag über Balkan-Trasse mit Bulgarien und Griechenland unterzeichnetMoskau (n-ost) – Es gibt wohl nur wenige Metiers, in denen sich der Kreml-Chef so gut auskennt, wie mit Energiepolitik und Pipelines. Erste dreht Russland der Ukraine und Weißrussland den Gas-Hahn ab. Nun müht sich der Kreml um das Image des zuverlässigen Energielieferanten und besorgten Umweltschützers.
 
Am Donnerstag wurde im Präsidentenpalast von Athen der Vertrag über die sogenannte „Bakan-Pipeline“ unterzeichnet, welche das Schwarze Meer mit der Ägäis verbinden soll. Die Pipeline soll eine Länge von 285 Kilometer haben und 700 Millionen Euro kosten. Unterzeichnet wurde der Vertrag von den Ministerpräsidenten Bulgariens und Griechenlands sowie dem russischen Energieminister Viktor Christenko. Putin und sein griechischer Amtskollege Karolos Papoulias wohnten der feierlichen Zeremonie bei. Über die Pipeline wurde seit 1994 verhandelt.Die „Balkan-Pipeline“ vom bulgarischen Schwarzmeer-Hafen Burgas zum griechischen Mittelmeerhafen Alexandroupolis, soll die überlasteten türkischen Schwarzmeerengen Bosporus und Dardanellen entlasten. Jährlich sollen bis zu 35 Millionen Tonnen Erdöl durch die neue Energieader fließen. Mit dem Bau soll Ende dieses Jahres begonnnen werden. 2011 soll der Betrieb beginnen. Nicht nur für russisches ÖlDer Kreml-Chef erklärte, bei dem Projekt gehe es nicht darum, Öl aus anderen Pipelinesystemen umzuleiten, sondern darum, neue Transportkapazitäten zu schaffen. Mit dieser Bemerkung spielte der Kreml-Chef auf die von den USA politisch geförderte Baku-Ceyhan-Pipeline an, die Öl aus dem Kaspischen Raum unter Umgehung des russischen Pipeline-Systems zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan transportiert. Der Kreml-Chef  erklärte, die „Balkan-Pipeline“, an der Russland mit 51 Prozent beteiligt ist, bietet nicht nur russischen Exporteuren neue Möglichkeiten, sondern auch „amerikanischen, kasachischen und aserbaidschanischen Gesellschaften“, die Öl in der Kaspischen Region fördern. „Die Realisierung dieses Projekts erhöht nicht nur die Stabilität auf dem Balkan, sondern auf dem weltweiten Energiemarkt“, erklärte der Kreml-Chef.Putin als ÖkologePutin versprach, man werde beim Bau der neuen Pipeline „alles Nötige“ zur Lösung der ökologischen Probleme tun und sich „im höchsten Maß verantwortungsvoll verhalten“. „Wir brauchen es nicht so zu machen wie der König der Ägäis, der sich ins Meer stürzte“, scherzte der Kreml-Chef. Nach der griechischen Sage hatte sich Aigeus – ein mythischer König von Athen – aus Gram ins Meer gestürzt, als der die Nachricht vom Tod seines Sohnes erhielt.Russland wird sein Öl vom russischen Schwarzmeer-Hafen Noworossisk mit Tankern zum bulgarischen Schwarzmeer-Hafen Burgas transportieren. Von dort fließt das Öl durch die Pipeleine bis Alexandroupolis von wo es wiederum mit Tankern Richtung in europäische Häfen und nach Nordamerika verschifft werden soll. Bulgarien und Griechenland sind mit 49 Prozent an dem Projekt beteiligt. Mehrere Ölgesellschaften, die in der Region des Kaspischen Meeres Öl fördern, haben jedoch bereits Interesse bekundet, Griechenland und Bulgarien Anteile abzukaufen. Ihr Interesse an dem neuen Pipelineprojekt bekundeten die amerikanische Chevron, die kasachische KasMunajGas und die russische TNK-BP.Ungarn liebäugelt mit russischem Gaspipeline-ProjektIm Kreml herrscht Hochstimmung, denn für Russland liegen die Karten in diesen Tagen günstig. Der ungarische Premier Ferenc Gyurcsany liebäugelt mit einem neuen Pipeline-Projekt von Gasprom. In einem Zeitungsinterview erklärte der ungarische Premier, die europäische Gas-Pipeline Nabucco mit der unter Umgehung Russlands Gas aus Zentralasien nach Europa transportiert werden soll, sei ein „lang gehegter Traum“. „Aber wir brauchen keine Träume, sondern Projekte.“ Ungarns Regierungschef ist deshalb für eine Verlängerung der Gasprom-Pipeline „Blue Stream“ von der Türkei bis nach Ungarn. Hinter „Blue Stream“ stecke „starker Wille und beträchtliche organisatorische Kraft“, erklärte der Premier.  Für EU-Energie-Kommissar Andris Piebalgs ist das keine gute Nachricht, wollte sich die EU mit ihrem Projekt der Nabucco-Gas-Pipeline doch aus russischer Abhängigkeit befreien. Doch die Absprachen unter den fünf beteiligten Ländern gestalten sich als äußerst schwierig.Ende---------------------------------
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