Russland

Moskau will Verhandlungspause im Iran-Konflikt

Moskau (n-ost) - Hat Russland gegenüber dem Iran einen Kursschwenk vollzogen? Dieser Ansicht ist zumindest die New York Times. Russland spielt bei der internationalen Kontrolle des iranischen Atomprogramms eine Schlüsselrolle. Ende dieser Woche will der UN-Sicherheitsrat über weitere Sanktionen gegen den Iran wegen dessen Urananreicherung beschließen. Laut einem Bericht der New York Times hat Moskau Teheran ultimativ aufgefordert, die Uran-Anreicherung einzustellen, anderseits werde man keine Brennstäbe für das fast fertige Atomkraftwerk Buscher liefern. Doch das russische Außenministerium und der russische Sicherheitsrat dementierten den Zeitungsbericht, der sich unter anderem auf Aussagen eines anonymen Vertreters der EU stützte. Dieser hatte erklärt, die Differenzen zwischen Russland und dem Westen in Bezug auf den Iran hätten nur "taktischen Charakter". "Grundsätzlich wollen die Russen keinen nuklearen Iran."Angeblich kein UltimatumDass es derzeit zwischen Moskau und Teheran kriselt, ist unübersehbar. Die iranische Regierung steht angeblich mit Zahlungen für den Bau des Atomkraftwerks Buscher im Rückstand, berichtete die Moskauer Zeitung Komersant. Amerikanische Quellen schreiben ar, dass ein Teil der 2.000 russischen Arbeiter auf der Baustelle deshalb ihre Arbeitsplätze verlassen haben sollen. In der nationalliberalen Moskauer "Nesawisimaja Gaseta" heißt es, Teheran verdächtige Moskau schon seit langem, den Bau des AKW in Buscher unter Vorwänden zu unterbrechen. Russland baut seit 1995 an dem bisher einzigen iranischen Atomkraftwerk, welches eigentlich schon 2005 in Betrieb gehen sollte.  "Die Lösung des iranischen Atom-Problems und die Beendigung der Bauarbeiten am Atomkraftwerk in Buscher sind nicht miteinander verbunden", heißt es nun aber in einer Stellungnahme des russischen Sicherheitsrates. Michail Kamynin, Sprecher des russischen Außenministeriums, teilte mit, "die Sprache von Ultimaten gehöre nicht zum Stil der russischen Diplomatie." Der Bericht in der "New York Times" basiere auf "erfundenen und gelogenen Informationen". Was der "anonymen europäische Vertreter" angeblich gesagt habe, sei "offene Desinformation". Offiziell hält Moskau an seiner bisherigen Linie im Konflikt mit dem Iran - sanfter Druck und Verhandlungen - fest. Die Nesawisimaja Gaseta zitierte den Vorsitzenden des russischen Sicherheitsrates Igor Iwanow, der auf einer internationalen Sicherheitskonferenz in Moskau am Wochenende erklärte, "der Iran muss bei der Urananreicherung eine Pause einlegen." Auch der UN-Sicherheitsrat müsse in der Iran-Frage "eine Pause einlegen". Iwanow: "Alle müssen anhalten und sich auf Expertenebene an den Verhandlungstisch setzen."Russland hofft auf MilliardengeschäfteDie widersprüchlichen Meldungen über Moskaus Position haben wohl damit zu tun, dass der Kreml den Eindruck vermeiden will, er passe sich dem Kurs der USA gegenüber dem Iran an. Russland fürchtet, ein Skandal um das AKW Buscher, könne den weitgespannten Export-Plänen schaden. Mit der Lieferung von Atomkraftwerken in Entwicklungsländer will Russland Milliarden Dollar verdienen. Man will auf jeden Fall den Eindruck vermeiden, dass Verträge nicht eingehalten werden. Russland hat auch ein Eigeninteresse, dass der Iran nicht zur Atommacht wird und sich der islamische Fundamentalismus nicht vom Iran nach Russland ausbreitet. Doch mit Ideologie-Export und Geld-Transfer Richtung Russland hat sich Teheran bisher strikt zurückgehalten. Die finanzielle Unterstützung für tschetschenische Separatisten kam aus arabischen Ländern nicht aus dem Iran. Ende
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