Russland

Russische Flagge vier Kilometer unter Nordpol-Eis

U-Boot-Mission unterstreicht russische Ansprüche auf Bodenschätze in der Arktis

Moskau (n-ost) – Am gestrigen Donnerstag um 16:08 deutscher Zeit war es so weit: Das russische Mini-U-Boot „Mir-1“ tauchte in einem Eisloch am Nordpol auf. Acht Stunden und vierzig Minuten hatte das Tauchmanöver des Mini-U-Bootes zum Meeresboden gedauert. Auch ein zweites U-Boot, die Mir-2 tauchte zum Meeresboden. Es ist das erste Mal, dass U-Boote auf dem Meeresboden des Nordpols aufsetzten.

In 4.261 Meter Tiefe hatte die Besatzung der „Mir-1“ Gesteins- und Wasserproben geborgen. Das Auftauchmanöver war riskant, denn unter dem Eis gibt es starke Strömungen. „Etwa 40 Minuten trieb die Mir-1 unter dem Eis in einer Tiefe von 15 Metern auf der Suche nach dem Eisloch“, berichtete der Vizepräsident der Vereinigung russischer Polarforscher, Wladimir Strugazki. „Das ist eines der schwierigsten Momente beim Auftauchen“, erklärte der Polarforscher. Das Forschungsschiff „Akademik Fjodorow“ nahm die „Mir-1“ an Bord. Etwas später erwartete man das Auftauchen des zweiten Mini-U-Boots, „Mir-2“.

Das Aufsetzen auf dem Meeresboden „war weich“, berichtete Expeditionsleiter Artur Tschilingarow, der in der „Mir-1“ saß. Der Meeresboden habe einen „gelben Schimmer“,  Meerestiere habe man nicht gesehen. 

Reich an Öl und Gas

Die bemannten russischen Tauchkapseln hielten sich eine Stunde am Meeresboden auf. Man barg Proben vom Meeresboden und vom Tiefseewasser. Außerdem wurde eine ein Meter hohe russische Staatsflagge aus Titan im Grund der Tiefsee verankert. Sie soll den russischen Gebietsanspruch auf das an Öl, Gas, Diamanten und anderen Mineralien reichen Nordpol-Bodens unterstreichen.

Nach Schätzungen lagern am geographisch nördlichsten Punkt der Erde ein Viertel der weltweit noch unerschlossenen Öl- und Gasvorräte. Das Abschmelzen der Eisdecke infolge des Klimawandels könnte die Hebung der Bodenschätze erleichtern.

Neue Gebietsansprüche Russlands

Eigentlich steht Russland laut einer Arktis-Seerechtskonvention der UNO nur eine 370 Kilometer breite Wirtschaftszone vor seiner Nord-Küste zu. Doch seit 2001 stellt Russland größere Ansprüche. Am Nordpol verläuft auch der unterseeische Lomonossow-Rücken. Die  russischen Forscher wollen nun nachweisen, dass die geologische Struktur des unterseeischen Rückens in einer Meerestiefe von 3.700 Metern mit der geologischen Struktur russischen Festlands identisch ist. Mit den Gesteinsproben vom Meeresgrund, so hofft man in Moskau, könne man eine UNO-Kommission überzeugen, dass ein 1,2 Millionen Quadratkilometer großes Territorium zwischen dem russischen Festland und dem Nordpol russisches Territorium ist. Der russische Meeresrücken reiche „bis zum Nordpol“, erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow, und die Grenzziehung am Nordpol müsse „nach internationalem Recht entschieden werden“, so der Minister.

Angeblich US-Spionageflugzeuge gesichtet

Ansprüche auf Territorium um den Nordpol erheben außer Russland, die USA, Kanada, Dänemark und andere Länder. Nach einer Meldung der Internetzeitung newsru.com ist von Norwegen aus auch ein amerikanischer Eisbrecher zum Nordpol unterwegs. Russische Medien berichteten sogar, die russische Expedition werde von einem amerikanischen Spionageflugzeug „begleitet“.

Am Mittwochabend war das Forschungsschiff „Akademik Fjodorow“ begleitet von dem Eisbrecher „Rossija“ am Nordpol eingetroffen. An Bord der Schiffe, die am 24. Juli in Murmansk starteten, sind 140 Wissenschaftler und Duma-Abgeordnete. Zu den Passagieren gehört auch der Deutsche Roger Willemsen. In der „Bild am Sonntag“ erklärte der Autor, „da wollte ich schon immer mal hin. Ich freue mich auf kalbende Gletscher, herunterbrechendes Eis und riesige Schneeflächen.“

Nordpol-Tauchen für zahlungskräftige Touristen

Ab nächstes Jahr sollen Tauchtouren am Nordpol auch für zahlungskräftigen Touristen möglich sein. Von einem speziellen Reisebüro werden bereits Fahrten für etwa 100.000 Dollar angeboten. An Bord eines Atomeisbrechers geht es dann zum Nordpol. Dort sollen die Touristen dann mit einem der Mini-U-Booten zum Meeresgrund hinabtauchen und die russische Titan-Flagge bewundern können.

Ende

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Ulrich Heyden


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