Russland

DIE BÄREN-MUTTI

Swetlana Medwedewa, die Ehefrau des neuen russischen Präsidenten, hat das Zeug zur Zarin(n-ost) - Am Sonntag sah man die Ehefrau des künftigen Kreml-Herrschers im Wahllokal, hochhackig, mit edlem schwarzen Pelz neben ihrem mit 1,62 Meter nicht gerade großen Ehemann. Swetlana Medwedewa scheut die Öffentlichkeit nicht wie ihre Vorgängerinnen Ljudmilla Putina und Naina Jelzina, die man bei Empfängen nur sah, wenn das Protokoll es vorschrieb. Medwedewa will sich nicht hinter dem Rücken ihres Mannes verstecken. Das widerspricht ihrer Natur. Swetlana Medwedewa, geborene Linnik, war immer lebenslustig. Während ihr zukünftiger  Ehemann, mit dem sie in der Schule in eine Parallelklasse ging, Gewichte stemmte und in einem Ein-Mann-Boot das Paddel in die Fluten stach, spielte sie im Schul-Kabarett. 1989 heirateten Swetlana und Dmitri. Der Mann der mit Nachnamen "Bär" (Medwed) heißt, wurde zwar an der Jura-Fakultät gut ausgebildet, ein Draufgänger war er aber nicht. Swetlana, die nach der Ausbildung an einem Finanz-Institut als Buchhalterin arbeitete, verschaffte ihrem Mann wichtige Kontakte. Durch Bekanntschaften in Unternehmerkreisen ebnete sie Dmitri 1991 den Weg in die Holzfirma Ilim Pulp. Medwedew wurde Rechtsberater und Miteigentümer der Firma. Swetlana Medwedewa, die in einer Familie von Militärangehörigen aufwuchs, werde sich auch in Zukunft mit Vorschlägen an ihren Mann nicht zurückhalten, meint der Moskauer Politologe Stanislaw Belkowski. Swetlana sei die typische "Ehefrau-Mutter". Dass Ehefrauen für den Mann auch die Mutter-Rolle spielen, ist in Russland weit verbreitet. "Der Mann ist der Kopf, die Frau der Hals", lautet ein russisches Sprichwort. Die aktive und kommunikative Swetlana scheint die ideale Ergänzung für den noch etwas steifen Präsidenten mit dem Jungensgesicht. Russische Medien unken bereits, Russlands neue First Lady könne eine herausragende Rolle spielen, ähnlich wie Raissa Gorbatschowa, die Frau des letzten sowjetischen Generalsekretärs. Auch Raissa liebte das Glamouröse. Sie war selbst auf der internationalen Bühne aktiv und pflegte dort ihre Kontakte. Dass sie so hervorstach, nahmen ihr im Volk allerdings viele übel. Doch das war vor 20 Jahren. Inzwischen ist die russische Gesellschaft in vielerlei Hinsicht toleranter geworden.Die neue Rolle der Präsidenten-Gattin trifft Swetlana Medwedewa nicht unvorbereitet. In St. Petersburger organisierte sie Modenschauen und Wohltätigkeitsveranstaltungen. Sie war für die offiziellen Freundschaftsprogramme zwischen St. Petersburg und den Partnerstädten Venedig und Mailand zuständig. Die Einrichtung einer Fluglinie St. Petersburg-Vendig soll auf ihre Initiative zurückgehen. In Italien hat sie viele Bekannte unter Diplomaten und Unternehmern. Swetlana Medwedewa sah man auf Partys der Schlagersängerin Alla Pugatschowa und des Moskauer Modeschöpfers Walentin Judaschkin, der auch ihre Kleider entwirft. Auf einer Jubiläumsfeier mit ehemaligen Mitschülern leitete sie die Party mit dem Mikrofon in der Hand.Im April 2007, als Dmitri Medwedew in den Kreis der russischen Präsidentschafts-Kandidaten aufstieg, übernahm Swetlana eine Aufgabe, die ihrem zukünftigen Status angemessen war. Sie wurde Leiterin eines Programms zur "geistig-moralischen Kultur der heranwachsenden Generation", das in Zusammenarbeit mit der russisch-orthodoxen Kirche durchgeführt wird. Dies sei ein "rein vaterländisches und tief patriotisches" Programm schreibt die Illustrierte "Sobesednik" mit einem Augenzwinkern. Auch in der Wohltätigkeit ist Swetlana aktiv. Die Mutter eines 12-jährigen Sohnes organisiert Spenden für das Internat Nr. 1 in St. Petersburg, in dem 316 geistig- behinderte Kinder wohnen. Um die Bekanntschaft zwischen Dmitri und Swetlana, die gemeinsam eingeschult wurden, ranken sich zahlreiche Gerüchte. Die hübsche Swetlana mit ihren  blonden Haaren und schönen Augen wurde von vielen Jungen umworben, erinnert sich eine Lehrerin. Swetlana habe ihren Wert gekannt und die Nase hoch getragen, erzählen andere. Man sah Dmitri und Swetlana oft zusammen, doch angeblich war nichts zwischen ihnen, obwohl er ihr auf dem Abschiedsball einen großen Blumenstrauß schenkte. Als Präsidenten-Gattin muss sich Swetlana Medwedewa nun also nicht groß umstellen. Sie kennt das Leben von Empfängen und internationalen Veranstaltungen. Und sie ist wohl auch stolz darauf, dass ihr Dmitri es so weit gebracht hat - mit ihrer Hilfe. ENDENachdruck und Weiterverwertung dieses Artikels sind kostenpflichtig. Informationen im n-ost-Büro unter (030) 30 83 11 87


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