Russland

DEUTSCHE HOCHGESCHWINDIGKEITSZÜGE FÜR MOSKAU

Die russische Regierung hat ein Modernisierungsprogramm für die Bahn aufgelegt / Siemens hofft auf Aufträge in Milliarden-Höhe.(n-ost) – Mit einem Investitionsprogramm von 400 Milliarden Euro will die russische Regierung bis 2030 die russische Eisenbahn RZD modernisieren. Heute fahren die meisten russischen Personenzüge mit einer Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern, Güterzüge fahren noch langsamer. Doch wenn Russland seine ehrgeizigen Wirtschaftsziele erreichen und den Ost-West-Güterverkehr intensivieren will, muss das Streckennetz dringend modernisiert werden. Mit dem Investitionsprogramm sollen nun Hochgeschwindigkeitsstrecken gebaut, neue Loks angeschafft und das Streckennetz insgesamt um 20.000 km erweitert werden. Dietrich Möller, Siemens-Chef in Russland, glaubt, dass sein Unternehmen interessante Aufträge bekommen wird. „Natürlich schauen alle internationalen und lokalen Hersteller auf dieses Investitionsprogramm, aber ich denke, dass auch für die Firma Siemens ein Stück von dem Kuchen übrig bleiben wird.“ Möller, der in Kiew studierte und seit 1991 bei Siemens tätig ist, hofft auf Aufträge in Höhe von einigen Hundert Millionen Euro, „wenn nicht gar einige Milliarden“ für den Zeitraum bis 2030.
Moskaus Bürgermeister Juri Luschkow (rechts) und Dietrich Möller (links)
FOTO: SiemensDie Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn Siemens, seit über 150 Jahren in Russland aktiv, hat als erstes und bisher einziges Unternehmen einen Vertrag über die Lieferung von Hochgeschwindigkeitszügen für Russland unterzeichnet. Der Vertrag über die Züge hat inklusive der Service-Leistungen für 30 Jahre einen Umfang von rund 600 Millionen Euro. „Das ist auch für das Haus Siemens keine kleine Summe“, sagt Möller. Im Dezember soll der erste von acht Zügen für die Strecke Moskau-St. Petersburg geliefert werden. Die neuen Siemens-Züge werden zunächst auf der alten Strecke Moskau-St. Petersburg verkehren. Nach der Modernisierung sind auf dieser Strecke Geschwindigkeiten bis zu 250 Stundenkilometern möglich. Außerdem ist eine neue Parallel-Strecke nach St. Petersburg in Planung.Die Hochgeschwindigkeitszüge für Russland werden im Siemens-Werk in Krefeld produziert und dann mit der Fähre über die Ostsee nach St. Petersburg gebracht. Dort werden sie einer genauen Prüfung unterzogen. Für die Wartung der Züge baut das deutsche Unternehmen in St. Petersburg ein Depot, welches in der Anfangsphase mit deutschem, später mit russischem Siemens-Personal arbeiten wird. Das deutsche Unternehmen plant außerdem ein Ausbildungsprogramm für das Triebfahrzeug- und Service-Personal.
Modell des Hochgeschwindigkeitszuges „Velaro RUS“
FOTO: SiemensDer von Siemens entwickelte Hochgeschwindigkeitszug für Russland, Velaro RUS oder SAPSAN genannt, entspricht „zu 90 Prozent“ dem deutschen ICE3, erklärt Möller. Ein Unterschied sei die Spurbreite: Die russische Spur ist um 85 mm breiter. Außerdem sei der Zug für Russland natürlich den klimatischen Bedingungen angepasst. Denn dort gibt es tiefere Temperaturen und mehr Schnee. Außerdem sind die russischen Züge länger. Statt acht Wagen, wie in Deutschland, soll der russische Zug zehn Wagen haben.Die russische Bahn hat sich noch nicht entschieden, ob sie die neue Hochgeschwindigkeits-Trasse nach St. Petersburg auf der Basis einer deutschen, japanischen oder französischen Technologie  bauen will, so Möller. „Der Velaro ist vergleichbaren Konzepten der Konkurrenz technisch zehn Jahre voraus, in Spanien ist er seit einem Jahr erfolgreich im Passagierbetrieb. Deshalb ist das Projekt für Siemens, aber auch für Deutschland insgesamt sehr wichtig.“ Befürchtungen, dass die Russen die Siemens-Technologie entwenden, hat Möller nicht. „Es gibt in Russland eine relativ gut ausgeprägte Gesetzgebung zum Schutz des geistigen Eigentums. Diese Gesetze werden in der Praxis auch durchgesetzt.“Auch bei der Vorbereitung der Winterolympiade in Sotschi 2014 ist Siemens beteiligt. Die russische Regierung will acht Milliarden Euro investieren. Die gleiche Summe wird auch von  privaten Investoren erwartet. Es geht dabei nicht nur um den Bau von Sportstätten, sondern auch um Straßen, Kraftwerke, Eisenbahnlinien und Hotels. Siemens ist am Ausbau des Erdgas-Kraftwerks in Sotschi, an der Energieverteilung sowie an Verkehrsprojekten beteiligt.ENDENachdruck und Weiterverwertung dieses Artikels sind kostenpflichtig. Informationen im n-ost-Büro unter (030) 259 32 83 - 0


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