Russland

PUTIN AUF GRÜNEM TRIP

Der russische Regierungschef ordnet nach Protesten von Ökologen und Mahnungen der UNESCO die Verlegung von Olympia-Bauten an(n-ost) – Erst protestierten die russischen Ökologen, dann warnte die UNESCO. Jetzt reagiert Putin. Am Donnerstag hat der russische Regierungschef bei einem Treffen mit Ökologen und Regierungsbeamten in Sotschi angeordnet, die Bob-Bahn und das Olympische Dorf für die Winterspiele 2014 von der „Birnen-Wiese“ in ein ökologisch unbedenkliches Alternativ-Gebiet zu verlegen.Die „Birnen-Wiese“ liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Westkaukasischen Naturschutzparks, der zu den von der UNESCO geschützten Gebieten gehört. In dem Naturschutzgebiet leben viele Tier-Gattungen, die es nur im Westkaukasus gibt, darunter besondere Arten von Gemsen, Steinböcken, Bären und Adlern. Ihr Leben wäre durch den Olympia-Trubel gestört. Allein an der Bob-Bahn soll Platz für bis zu 11.000 Zuschauer sein.
Blick auf das Dorf Krasnaja Polana wo die Winterspiele 2014 stattfinden.
FOTO: Ulrich HeydenPutin, der sich bisher mit ökologischen Bekenntnissen zurückgehalten hat, benutzte bei seiner Erklärung Worte, bei dem das Herz jedes Umweltschützers höher schlägt. „Wenn das Gleichgewicht der Natur gestört wird, kann eine Situation entstehen, die man mit Geld nicht ausgleichen kann. Deshalb bin ich der Meinung, diese Objekte an einen anderen, mit dem Internationalen Olympischen Komitee abgestimmten Platz zu verlegen.“ Es ist bereits das zweite Mal, dass Putin Kritik von Ökologen nachgibt. Im April 2006 hatte der damalige Kreml-Chef für die Öl-Pipeline zum Pazifik eine weiträumige Umgehung des Baikal-Sees angeordnet.Der Sprecher von Greenpeace-Russland, Michail Kreindel, äußerte sich nüchtern zu Putins Erklärung. „Wir begrüßen die Entscheidung,“ sagte der Umweltschützer. Offenbar warten die Ökologen noch, wie Putins Anordnung umgesetzt wird. Kreindel erklärte, Putins Entscheidung sei ein Erfolg der Umweltschützer und der UNESCO. In Russland hatten sich neben Greenpeace der „World Wide Fund For Nature“ (WWF) und die „Ökologische Wache des Nordkaukasus“ für eine Verlegung der Bob-Bahn und des Olympischen Dorfes eingesetzt. Putins Entscheidung kam unmittelbar nach der Veröffentlichung eines Gutachtens der UNESCO, die die Berggegend um Krasnaja Poljana im April besucht hatte. Dort sollen 2014 die alpinen Wettkämpfe stattfinden.Viktor Kolodjaschnyj, der Chef der staatlichen „Olymp-Stroj“-Baugesellschaft, die für die Organisation der Olympia-Bau-Maßnahmen verantwortlich ist, warnte bei dem Treffen mit Putin davor, das man durch die Verlegung der Objekte sechs Monate in Verzug gerate. Doch Putin zwang dem Beamten vor laufender Kamera das Versprechen ab, dass die Baumaßnahmen nach dem bisherigen Zeitplan durchgeführt würden. Die Olympischen Winterspiele 2014 werden indes für die russische Regierung immer mehr zum Problemfall. Es gibt einen extremen Zeitverzug bei den Bauarbeiten. Außerdem explodieren die Kosten. Von den geplanten 200 Olympia-Objekten, dazu gehören nicht nur die Sportstätten sondern auch Hotels, Straßen und Energie-Verbindungen, sind erst wenige Objekte gebaut. 50 Objekte werden zur Zeit projektiert. Die übrigen existieren noch nicht mal auf dem Reißbrett, schreibt der „Russische Reporter“. Ein Großteil der Ausschreibungen für die Olympia-Bauten hat noch gar nicht stattgefunden. Nach offiziellen Angaben wird die Olympiade 8,5 Milliarden Euro kosten. Doch das sind ungefähre Kosten, denn die Grundstückspreise explodieren derzeit. Für die Entschädigung der Grundstücke rechnet man mit Kosten von mindestens 2,35 Milliarden Euro.
Ein Bär warnt: „Wegwerfen von Müll verboten“.
FOTO: Ulrich HeydenAn all dem findet das IOK nichts Alarmierendes. Der ehemalige Ski-Läufer Jean-Claude Killy, der im April an der Spitze einer IOK-Delegation Sotschi besuchte, fand die Situation vor Ort „nicht einfach“, aber nicht alarmierend. Offenbar hat das IOK schon dramatischere Bauplätze besucht. Unterdessen stehen ausländische Firmen in der Stadtverwaltung von Sotschi Schlange. Fast täglich wird dort eine Unternehmer-Delegation aus dem Ausland empfangen. Das Bauprogramm ist riesig. Die gesamte Infrastruktur der Region muss modernisiert werden, dazu gehören Hotels, Straßen, Kraftwerke und die Energieversorgung. Deutsche und österreichische Unternehmen sind bereits vor Ort. Die neuen Lifte im Olympia-Zentrum Krasnaja Polanja sind bereits mit Doppelmayr-Liften ausgerüstet. Siemens modernisiert das Gaskraftwerk von Sotschi. Außerdem hat das deutsche Unternehmen Aufträge im Bereich der Energieverteilung und der Sicherheitsüberwachung erhalten.ENDENachdruck und Weiterverwertung dieses Artikels sind kostenpflichtig. Informationen im n-ost-Büro unter (030) 259 32 83 - 0


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