ENERGIESPAREN ALS MARKT FÜR DEUTSCHE FIRMEN
Russland verschwendet jährlich so viel Erdgas wie ganz Deutschland verbraucht(n-ost) – Selbst deutsche Minister kommen bei ihren Russland-Besuchen ins Staunen. Da seien ihm vom russischen Energieminister Sergej Schmatko „erstaunliche Zahlen“ genannt worden, „die ich gar nicht nachvollziehen kann,“ berichtete Glos während seiner zweitägigen Russlandreise in Moskau. Der Bundeswirtschaftsminister war bei russischen Ministern, Gouverneuren und mittelständischen deutschen Unternehmern in der Wolga-Stadt Nischni-Nowgorod und in Moskau zu Gast. 100.000 Milliarden Kubikmeter Erdgas gehen in Russland jährlich durch Verschwendung und Ineffizienz verloren und können eingespart werden, erklärte der russische Energie-Minister gegenüber dem Bundeswirtschaftsminister. Die Menge entspricht exakt dem Erdgas-Verbrauch in Deutschland. Dazu kommen noch mal 60 Milliarden Kubikmeter, die beim Abfackeln von Erdgas verloren gehen. „Ich habe gedacht, ich habe mich verhört“, scherzte Glos. Einen Übersetzungsfehler konnte man aber ausschließen, denn Schmatko spricht Deutsch. Der Bundeswirtschaftsminister hofft, dass Russland sich die deutschen Erfahrungen auf dem Gebiet der Energie-Einsparung zu Nutze macht. Das sei auch ein interessanter Markt für deutsche mittelständische Unternehmen. Bei dem Moskau-Besuch von Glos wurde die Einrichtung von Arbeitsgruppen zum Energiesparen auf Regierungsebene vereinbart. Den Großteil der Einspar-Möglichkeiten gebe es beim Wohnungsbau, erklärte Hartmut Schneider, Unterabteilungsleiter im Wirtschaftsministerium. In russischen Haushalten fehlen immer noch Gas-Zähler. Standards zur Energie-Einsparung beim Wohnungsbau fehlten völlig. Schneider ist jedoch hoffnungsvoll, denn Präsident Medwedjew hat angeordnet, dass bis zum ersten Oktober ein Gesetzentwurf für effizienten Energieverbrauch vorliegen soll. Dass man sich in Russland jetzt Gedanken um Energie-Einsparung mache, sei kein Zufall, erklärt der Bundeswirtschaftsminister. Man erkenne jetzt, „dass auch die Gas-Reserven in Russland nicht unendlich sind“. Wie ernst das Thema für die russische Regierung ist, zeigte ein öffentlicher Streit zwischen Putin und dem Chef des Gasprom-Konzerns, Alexej Miller, Ende vergangener Woche. Im Befehlston ordnete Putin an, Gasprom müsse die Gasleitungen für die Öl-Firmen öffnen. Bisher wird nämlich das Gas, welches bei der Ölförderung frei wird, abgefackelt. Das sind schlappe 60 Milliarden Kubikmeter Erdgas im Jahr, zwei Drittel des deutschen Jahresverbrauchs. Glos nutzte seinen Moskau-Besuch auch, um das Hohelied auf die Kernenergie anzustimmen. Deutschland könne sich in diesem Bereich nicht von den anderen Industrie-Staaten abkoppeln, sonst gerate man ins Hintertreffen. Bei der Industrie – vor allem bei der russischen – gebe es „großes Interesse“ an einer Zusammenarbeit im Bereich der Kernenergie. „Die konkreten Projekte werden noch sortiert“, so Glos. In Russland gebe es „ungeheuer viel Wissen, auch in der Akademie der Wissenschaften“. Man habe „auch Wissen und Erfahrungen beim Bau kleinerer Reaktoren, angefangen beim Bau russischer Atom-U-Boote, Reaktoren die weniger störanfällig sind“. Bei den Handelsbeziehungen mit Russland erwartet der Bundeswirtschaftsminister für 2008 Steigerungsraten wie im letzten Jahr, als der Handel zwischen Deutschland und Russland um 30 Prozent stieg. „Die positive Entwicklung hält weiter an.“ In der Wolga-Stadt Nischni-Nowgorod besuchte Glos zwei Niederlassungen deutscher mittelständischer Unternehmen. Eines der Unternehmen stellt Flaschen-Verschlüsse her, das andere Folien für Autoscheiben. Die russischen Regionen würden „immer wichtiger“, erklärte Glos. Der Bundeswirtschaftsminister will den Mittelstand „noch stärker in das Auslandsgeschäft bringen“. Für den November ist eine große deutsch-russische Mittelstandskonferenz in Stuttgart geplant. ENDENachdruck und Weiterverwertung dieses Artikels sind kostenpflichtig. Informationen im n-ost-Büro unter (030) 259 32 83 - 0