CHAVEZ POKERT IN MOSKAU
(n-ost) – „Wir werden Flaggen aufziehen, Trommeln schlagen und Lieder singen, weil unsere Verbündeten eintreffen.“ – So kommentierte der Präsident Venezuelas, Hugo Chavez, gestern auf einer Pressekonferenz in Moskau die Frage nach der möglichen Einrichtung von russischen Militärbasen in seinem Land. Für die USA war die Nachricht über Chavez´ Auftritt in Moskau alles Andere als angenehm. Erst am Montag hatte die Zeitung „Iswestija“ unter Berufung auf einen anonymen hohen Militär berichtet, Russland wolle möglicherweise wieder Flughäfen in Kuba für seine strategische Luftwaffe nutzen. Langstreckenflugzeuge vom Typ TU 160 (russische Bezeichnung „Weißer Schwan“) könnten wie in den 1980er Jahren ihre Patrouillen-Flüge an der US-Westküste wieder aufnehmen.
Der ehemalige russische Luftwaffenchef Pjotr Dejnekin nannte diese Pläne eine „gute Antwort“ auf die geplante amerikanische Raketenabwehr in Polen und Tschechien. Die russischen Luftwaffen hatten Patrouillen-Flüge an der US-Westküste 1992 wegen akuten Treibstoffmangels eingestellt. 2002 wurde auch die russische Abhörstation auf Kuba geschlossen. Wenn Russland mit Flugzeugen auf Kuba lande, die Nuklearwaffen tragen können, überschreite Moskau eine „rote Linie“, erklärte US-Luftwaffen-General Norton Schwartz und erinnerte damit an die Kuba-Krise 1962, als die Welt am Rande eines Atomkrieges stand.
Der Kreml schwieg bisher zu den Gerüchten über eine Nutzung von Flughäfen in Kuba. Auch die Äußerungen von Chavez über mögliche russische Basen in Venezuela wurden nicht kommentiert.
Der Präsident Venezuelas traf sich am Dienstag in Moskau zuerst mit Dmitri Medwedjew, dem er Grüße von Fidel Castro überbrachte, und anschließend mit Wladimir Putin, der eine Einladung nach Venezuela annahm. Die Äußerungen des venezolanischen Präsidenten wurden vom russischen Fernsehen – wie bei solchen Fällen sonst üblich – nicht übertragen. Chavez bekam in Moskau ein Auditorium in Form einer Pressekonferenz, mehr nicht.
Im Rahmen des Chavez-Besuchs in Moskau wurden Waffenkäufe in Höhe von zwei Milliarden Dollar vereinbart. Eine Liste der bei dem Besuch eingekauften Waffen wurde nicht veröffentlicht. Russische Zeitungen hatten aber über die Wünsche des Präsidenten Venezuelas berichtet. So interessiere sich Chavez für den Kauf von drei bis vier Diesel-getriebenen U-Booten, Transport- und Auftankflugzeugen des Typs Iljuschin, 20 Luftabwehrsystem vom Tpy C-300, Buk und Tor sowie T-90C-Panzer.
Zahlen von Waffenkäufen in Höhe von 30 Milliarden Dollar über vier Jahre wollte Chavez auf einer Pressekonferenz nicht bestätigen. Der Verteidigungshaushalt Venezuelas hat eine Höhe von 2,6 Milliarden Dollar. Seit 2005 hat Venezuela nach unterschiedlichen Angaben russische Waffen im Wert von zwei bis vier Milliarden Dollar gekauft, darunter 100.000 Kalaschnikows.
Außerdem wurden im Rahmen des Besuchs zwischen der staatlichen Ölgesellschaft Petróleos Venezuala und den russischen Öl-Konzernen Lukoil, Gasprom und TNK-BP Verträge über die Erschließung von Ölquellen und den Aufbau einer Raffinerie in Venezuela unterzeichnet.
Chavez flog am Mittwoch weiter nach Weißrussland.
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