Russland

VERHALTENE REAKTIONEN IN BAKU UND JEREWAN

(n-ost) - Obwohl der Öl-Transit via Georgien unterbrochen war und Tausende wegen dem Krieg in Georgien nach Armenien und Aserbaidschan flüchteten, reagierten die Präsidenten von Aserbaidschan und Armenien, Ilham Alijew und Sersh Sarkisjan, erstaunlich ruhig auf den Krieg in Georgien. Sie kommentierten den Kriegsausbruch nicht und setzten ihren Besuch der Olympiade in Peking fort.Auch andere in der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) zusammengeschlossene Länder reagierten zurückhaltend und verzichteten auf Schuldzuweisungen. Keines der GUS-Länder - auch nicht die Ukraine - kamen der Aufforderung des georgischen Präsidenten Michail Saakschwili nach, die von Moskau dominierte Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) zu verlassen. In einer offiziellen Stellungnahme des armenischen Außenministeriums hieß es zurückhaltend, man sei "sehr besorgt" über die Situation in Süd-Ossetien und hoffe, dass der Konflikt "so bald als möglich friedlich geregelt" wird. Armenien ist traditionell ein enger Partner Russlands.Eher Georgien-freundlich, aber trotzdem zurückhaltend fiel die Stellungnahme des Sprechers des aserbaidschanischen Außenministeriums, Khazar Ibrahim, aus, der erklärte, Aserbaidschan erkenne die territoriale Integrität Georgiens an und hoffe, dass der Konflikt "im Rahmen des internationalen Rechts" geregelt werde. Aserbaidschan ist mit Georgien in der GUAM verbunden, einem Staatenbündnis, welches alternativ zu der GUS gegründet worden war. Zur GUAM gehören Georgien, die Ukraine, Aserbaidschan und Moldawien. Oppositionspolitiker in Aserbaidschan vermuteten, das Schweigen des aserbaidschanischen Präsidenten zum Krieg in Georgien hänge mit einem kürzlich abgeschlossenen russisch-aserbaidschanischen Wirtschaftsabkommen zusammen.In Aserbaidschan macht man sich derzeit Sorgen, dass sich nach der Anerkennung des Kosovo nun auch die Separatisten in der armenischen Enklave Berg-Karabach gestärkt fühlen. Die Enklave hatte sich nach einem Bürgerkrieg von 1992 bis 1994 von Aserbaidschan abgespaltet, wird aber völkerrechtlich von keinem Staat anerkannt. Ähnlich wie in Südossetien und Abchasien unterstützt Russland als Schutzmacht Armeniens die separatistischen Bemühungen. Andererseits strebt Aserbaidschan wie Georgien in westliche Bündnisse. So könnte der Konflikt um die Enklave ebenso wie in Georgiens abtrünnigen Provinzen wieder aufflammen.In Aserbaidschan finden im Oktober Präsidentschaftswahlen statt. Beobachter glauben, vor den Wahlen werde sich der aserbaidschanische Präsident Alijew als Hardliner profilieren. Schon im vergangenen September schlug Alijew einen harten Ton an, als er erklärte, "der freiwillige Rückzug Armeniens von dem okkupierten Territorium ist der einzige Weg einen neuen Krieg um Berg-Karabach zu verhindern".Am Montag begannen Tanker im türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan wieder mit der Verladung von Öl aus der Baku-Tilfis-Ceyhan-Pipeline, die in den letzten drei Wochen nicht in Betrieb war. Die 1.750 Kilometer lange BTC-Pipeline war am 5.August, zwei Tage vor dem Beginn des Georgien-Krieges, wegen einer Explosion und einem anschließenden Feuer stillgelegt worden. Die türkische Regierung machte für die Explosion die kurdische Separatisten-Organisation PKK verantwortlich.Die unter Führung von BP betriebene Pipeline läuft durch Aserbaidschan, Georgien und die Türkei. Die Energieader, welche 2005 ihren Betrieb aufnahm, war ein von Washington favorisiertes Projekt. Die Pipeline umgeht russisches Territorium, was Moskau von Anfang an missfiel.Durch die Explosion auf türkischem Gebiet und den Georgien-Krieg war der Öl-Transport vom Kaspischen Meer via Georgien für mehrere Tage unterbrochen. Denn als der Krieg in Georgien begann, wurde aus Sicherheitsgründen auch die zweite Öl-Pipeline über georgisches Gebiet, welche im georgischen Hafen Supsa endet, geschlossen.Die einzige Ost-West-Eisenbahnverbindung wurde durch die Sprengung einer Brücke lahm gelegt. Der Sprecher des russischen Generalstabs erklärte, man habe mit der Sprengung nichts zu tun. Russland möchte offenbar den Eindruck vermeiden, dass Russland den Öl-Transport im Kaspischen Raum gezielt behindert. Wie das Korrespondenten-Netzwerk IWPR unter Berufung auf die Caspian Alliance Group berichtete, entstehen jeden Tag an dem die Pipelines in Georgien nicht arbeiten, Verluste von mehr als 70 Millionen Dollar.Aserbaidschan nutzte in den letzten drei Wochen für den Öl-Transport zwei Alternativen, eine Pipeline zum russischen Schwarzmeer-Hafen Noworossisk sowie den Transport von Öl zu Terminals im Iran.ENDENachdruck und Weiterverwertung dieses Artikels sind kostenpflichtig. Informationen im n-ost-Büro unter (030) 259 32 83 - 0


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