DROHGEBÄRDE GEGEN US-RAKETENABWEHR
Mit der Iskander-Rakete könnte Russland das Territorium von Polen kontrollieren.
(n-ost) – Der russische Präsident Dmitri Medwedew hat am Donnerstag angekündigt, Russland werde „zur Neutralisierung“ der vom Pentagon in Polen geplanten Raketen-Abwehr im Gebiet Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg, Iskander-Kurzstreckenraketen stationieren. Er sprach außerdem von der Stationierung einer elektronischen Radar-Störung in Kaliningrad. „Natürlich“ werde man für diese Vorhaben „die Ressourcen der Marine“ nutzen, erklärte der Kreml-Chef, ohne ins Detail zu gehen. Der Gouverneur von Kaliningrad, Georgi Boss, begrüßte die Stationierung der Iskander-Raketen „als Gegenmaßnahme zu einer einseitigen militärischen Aufrüstung in Europa.“Bereits im Juli vergangenen Jahres hatte der damalige russische Vizepremier Sergej Iwanow mit der Aufstellung von Iskander-Raketen im Kaliningrader Gebiet gedroht. Mit der Rakete, die eine Reichweite von 500 Kilometern hat, könnte Russland „das gesamte Territorium Polens und zum Teil auch Deutschland und Tschechien“ kontrollieren, erklärte der russische Militärexperte Anatoli Zyganjuk.Die Iskander-Rakete wurde 1998 in Dienst gestellt. Sie wird auf einem Schwerlasttransporter befördert. Jeweils zwei Raketen liegen dabei auf einem Transporter. Aus voller Fahrt des Transporters sind die Raketen innerhalb von 16 Minuten einsatzbereit. Zum Abschuss wird die Iskander im 90-Grad-Winkel hochgefahren. Die beiden Raketen können im Abstand von einer Minute gestartet werden. Die Iskander ist eine Lenkwaffe und kann wahlweise über das russische Satelliten-Navigations-System GLONASS oder – satellitenunabhängig – über eine digitale Infarot-Kamera gesteuert werden. Bei letzterer Variante erreicht die Rakete angeblich eine Treff-Genauigkeit von zehn Metern. Die Iskander kann unterschiedlich bestückt werden, beispielsweise mit einer Streu-, Splitter- oder Nuklearbombe. Die Waffe ist besonders geeignet zur Zerstörung kleiner Ziele, wie Kommando-Punkte, Flugzeuge und Raketenabwehr-Stellungen.Bei der russischen Armee wurde bisher erst eine Division mit Iskander-Raketen ausgerüstet. Bis 2015 sollen in Russland 120 Iskander-Raketen in den Dienst gestellt werden. Ende vergangenen Jahres gab Moskau bekannt, dass Russland die Iskander-Rakete als Antwort auf die amerikanischen Raketen-Abwehr-Pläne zu einem Sonderpreis nach Weißrussland exportieren werde. Im August dieses Jahres bekundete der syrische Präsident Baschar al-Assad in Moskau ein Kaufinteresse. Von weiteren Kaufinteressenten ist bisher nichts bekannt.ENDE
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