Russland

Wer ist der Wadan-Investor?

Der im dagestanischen Derbent geborene Jusufow scheint Russlands Mann für besondere Fälle zu sein. Zumindest tauchte der 53jährige Igor Chanukowitsch Jusufow in den vergangenen 20 Jahren überall dort auf, wo es um strategische Interessen Russlands geht. Derzeit ist er Sonderbotschafter des russischen Präsidenten für Energie-Fragen und gleichzeitig Gasprom-Aufsichtsratsmitglied. Im Juni war Jusufow als Kreml-Kandidat für den Vorsitz der „Gas-OPEC“ – einer Vereinigung der Gas-exportierenden Länder – im Gespräch. Jusufow soll zudem auf der Kandidaten-Liste für den freigewordenen Posten des russischen Botschafters in Kiew gestanden haben.

Nun ist Jusufow – vermutlich im Auftrag des Kremls – als Käufer der Wadan-Werft aktiv geworden. Hinter ihm stehen private und staatliche russische Investoren. Nach einem Bericht der Zeitung „Wedomosti“ gehören zur der Investoren-Gruppe die staatliche Vereinigte Schiffsbaugesellschaft (OSK), die Vereinigte Industrielle Gesellschaft des Investmentbankers und Putin-Vertrauten Sergej Pugatschow sowie die Wyborg Schiffs-Werft (WSS).Igor Jusufow soll offenbar Russlands Ansehen als Investor in Europa retten. Denn der jetzige Besitzer der Wadan-Werft, Andrej Burlakow, konnte sein Versprechen, der Werft Aufträge aus Russland zu beschaffen, nicht einhalten. Eine Rufschädigung möchte der Kreml, der noch weitere Unternehmen in Europa erwerben will, offenbar vermeiden.

Deshalb wohl schickte man den „Mann für besondere Aufgaben“ zu Verhandlungen nach Deutschland. Den Verdacht, Jusufow sei ein Mann „mit Schulterstücken“, also Mitarbeiter des Geheimdienstes, verneinte Jusufow jüngst vor Journalisten.Während Jusufow senior mit der Bundesregierung in Berlin und der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern verhandelte, strickte sein Sohn, der 28-jährige Witalij Jusufow an einem Konzept zur Weiterführung der Wadan-Werft. Er leitet das Moskauer Büro des Ostsee-Pipeline-Konsortiums Nordstream.Igor Jusufow will der Wadan-Werft jetzt offenbar Aufträge der Gasprom-Tochter Gazflot beschaffen. Gasprom braucht moderne Flüssiggas-Tanker, um den blauen Rohstoff vom Schtokmann-Feld in der Barentsee auf westliche Märkte zu transportieren. Offen ist, ob Jusufow bei der Auftragsakquise erfolgreicher sein als der jetzige Wadan-Besitzer, Andrej Burlakow, der ebenfalls russische Aufträge für Flüssiggas-Tanker versprochen hatte.Igor Jusufow wurde im Nordkaukasus in einer Familie von Berg-Juden (Taten) geboren.

Nach der Schule arbeitete er zunächst als Dreher. Dann studierte er Elektroingenieur. Am seinem Institut leitete er die Jugendorganisation Komsomol. Nachdem Jusufow 1991 eine Ausbildung an der Akademie für Außenhandel beendet hatte, arbeitete er eine Zeit lang mit dem Jelzin-Widersacher und russischen Vizepräsidenten Aleksander Ruzkoj zusammen. Seit 1991 war Jusufow durchgehend in staatlichen Spitzenpositionen tätig.Zunächst arbeitete er in der russischen Handelsvertretung auf Kuba. Seitdem spricht der „Mann für besondere Fälle“ neben Englisch auch fließend Spanisch. 1993 – Jelzin hatte im Machtkampf mit Ruzkoj gesiegt – wurde Jusufow stellvertretender Minister für Außenhandel. Danach arbeitete er für das staatliche Rüstungsunternehmen Roswooruschenije.

1996 war er als stellvertretender Industrie-Minister für den Bereich Gold und Edelsteine zuständig.1999 – nach der russischen Finanzkrise – wurde der „Mann für besondere Fälle“ Direktor des staatlichen Reserve-Komitees, einer Organisation, die die staatlichen Energie- und Lebensmittelvorräte für Krisen-Fälle beaufsichtigt. 2001, nur ein Jahr nachdem Putin Präsident Russlands wurde, bekam Igor Jusufow den Posten des russischen Energieministers. Von diesem  wurde er 2004 im Rahmen einer Regierungsumbildung abberufen.


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