Russische Soldaten unerwünscht
Die für den 9. Mai geplante Militärparade ukrainischer und russischer Soldaten sorgt in Kiew für heftigen Streit. Wie in jedem Jahr erinnert die Ukraine an diesem Tag mit Militärparaden und Veteranentreffen an den Sieg über Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Zum 65. Jahrestag sollen ukrainische und russische Soldaten nun erstmals auf einer Militärparade in der ukrainischen Hauptstadt gemeinsam marschieren. Oppositionspolitiker forderten die Regierung auf, die Pläne zu stoppen. Andernfalls könnte es, wie in der vergangenen Woche im Streit um die russische Schwarzmeerflotte, zu gewaltsamen Protesten kommen.
Seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 wäre es das erste Mal, dass ukrainische und russische Truppen außerhalb von Sewastopol gemeinsam marschieren. In Sewastopol auf der Krim, wo die russische Schwarzmeerflotte stationiert ist, wird der Tag des Sieges jedes Jahr gemeinsam gefeiert. Zum 65. Jahrestag des Sieges wollen die ukrainische und russische Regierung ein Zeichen der Annäherung setzen. Russische und ukrainische Truppen sollen gemeinsam in Kiew, Odessa, Kerch und in der Hafenstadt Nikolaew marschieren. Die russischen Einheiten kommen auf Einladung der ukrainischen Regierung in das Nachbarland. Am 5. April hatte das russische Verteidigungsministerium den Befehl zum Abmarsch der Truppen gegeben.
Bereits am 27. April kam das 45. Regiment der russischen Fallschirmjäger mit dem Zug in der Ukraine an. Aus dem Regiment nehmen 75 Offiziere an der Parade in Kiew teil, erklärte der Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums. Laut Aussage des Ministeriums halten sich die russischen Truppen bis zum 10. Mai in der Ukraine auf. Zurzeit proben sie auf dem Geländer der Antonow-Werke bei Kiew für die Parade. Am Tag des Sieges sollen russische Spezialtruppen in Fallschirmspringer-Uniform auf der Kiewer Hauptstraße Kreschtschatik marschieren. Ausgerüstet sind sie mit ukrainischen Gewehren.
Ukrainische Oppositionspolitiker kritisieren die gemeinsame Militärparade. Vertreter der Parteien Block Julia Timoschenko und Unsere Ukraine erklärten, nur das Parlament könne über den Aufenthalt ausländischer Truppen entscheiden. Sie werfen der Regierung vor, das Parlament übergehen zu wollen. Sollte die ukrainisch-russische Militärparade in Kiew stattfinden, sind gewaltsame Ausschreitungen nicht ausgeschlossen. Beobachter befürchten, dass die nationalistische Partei Svoboda und die rechtsradikale Partei UNA-UNSO Tumulte anzetteln könnten.
Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko ruft unterdessen zur Mäßigung auf. "Gewaltsame Auseinandersetzungen wären das Schlimmste, was an diesem Tag passieren könnte", sagte Timoschenko. "Ich appelliere an die Bürger, auf Konfrontationen zu verzichten."
Von Kiew startete am Donnerstag ein "Zug des Sieges" Richtung Moskau. An Board sind ukrainische Kriegsveteranen, die an der Siegesfeier in Moskau teilnehmen werden. Gleichzeitig kommen Veteranen aus Russland und Weißrussland zur Siegesfeier nach Kiew.
Seit dem Amtsantritt von Präsident Wiktor Janukowitsch im Februar ist die Ukraine wieder stärker an Russland herangerückt. In der vergangenen Woche war es in Kiew zu Ausschreitungen gekommen, als das Parlament einer Verlängerung der Stationierung der russischen Schwarzmeerflotte bis 2042 zugestimmt hatte. Für Empörung sorgte auch die Enthüllung eines Stalin-Denkmals in der südukrainischen Stadt Saparoshe am Mittwoch dieser Woche.