Russland

Wenn Russlands Superreiche shoppen


von Dana Ritzmann (Mail: dritzmann@martens.ru, Tel: +7 248 23 30 oder Mobil: +7 916 496 8040)

Moskau (n-ost). Eigentlich würde sie ja nicht über die Kunden reden, aber es sei wohl kein Geheimnis, dass der russische Multimillionär Roman Abramowitsch eine Lürssen-Yacht fahre, sagt Sylke, die PR-Managerin der Edelmesse. Das bisher am teuersten verkaufte Privatschiff wurde in der Bremer Werft gebaut. Und natürlich ist die 115-Meter-lange „Pelorus“ ein gern zitiertes Prestigeobjekt. Auf dem Yachtenmarkt tummeln sich immer mehr russische Kunden und da wollen deutsche Hersteller Präsenz zeigen. Die „Extravaganza“, eine Messe in Russlands Hauptstadt für die Superreichen des Landes ist ein Jahrmarkt der Eitelkeiten. Sie bietet nutzlosen Edelkitsch und teure Statussymbole feil: vom bronzenen Whirlpool über erlesene Mode samt passendem Diamanten bis zu Privatjets. „Hier gibt es alles, was exklusiv ist und was das vermögende Publikum sonst nirgendwo findet“, erklärt Horst Ballmaier, Mitarbeiter einer Londoner Vermögensmanagement-Firma. Von den 100 Ausstellern sind auch zehn aus Deutschland. Die Auswahl des Publikums erfolgte nach strengen VIP-Kriterien: reich muss es sein. Insgesamt 3 000 Moskauer Millionäre inklusive Gattinnen sollen an den zwei „Extravaganza“-Tagen durch die Gänge defiliert sein, auf der Suche nach dem besonders Teuren.

Die günstigsten Ohrringe gibt’s bei dem Schweizer Juwelier Gübelin ab 10 000 Dollar, für die ganz edlen Schmuckstücke muss man bis zu einer halben Million hinblättern. Preise natürlich nur auf Anfrage, denn Geld spielt schließlich keine Rolle. „Bei uns kaufen die Leute, die sich abheben wollen und nach etwas Außergewöhnlichem Ausschau halten“, so Walter Marek, Direktor eines Züricher Schmuckhauses. Russische Kunden sind seine besten. Russen geben überdurchschnittlich viel Geld für Lifestyle-Produkte wie Kosmetika und Kleidung aus – egal, ob arm oder reich.
Wichtig sind auch die eigenen vier Wände. Wie Pilze schießen vor den Stadtgrenzen rote Ziegelsteinvillen der Neureichen aus dem Boden. Die wollen natürlich eingerichtet werden – mit edlen Teppichen aus dem Londoner West End, handgearbeiteter Keramik fürs Badezimmer und exklusiv gestalteten Teetassen, die perfekt auf das Design des Hauses abgestimmt sind. Den ersten Eindruck vom Geschmack des Inhabers vermittelt schon die Haustür. Die „Extravaganza“ etwa bietet eine Naturstein-Variante aus Thüringen an: „Wir haben ein ganz neues Produkt aus dem absoluten Hochpreissegment für den erlesenen Kundenkreis“, sagt Jörg Albrecht, ein Vertreter eines Erfurter Unternehmens für Sicherheitslösungen im Hochpreissegment. Vergoldete Türangeln, ein Schloss, das per Funksender von alleine auf- und zuschließt und natürlich einbruchsicher – in Moskau ein wichtiges Argument. Einen solchen Hauseingang gibt’s ab 11 000 Euro aufwärts. Wer es wünscht, bekommt die Intarsien aus Blattgold, die Türklinken aus Platin und den Marmor gespiegelt. Das Interesse sei groß, sagt er, Privatpersonen, Architekten und Immobilienhändler zählen zu seinen Kunden. „Die Russen wollen exklusive Dinge haben, die nicht jeder hat.“ Einzelanfertigungen wie bei einem englischen Schneider seien gefragt.

Die Regel, der Kunde ist König, hat in Russland allgemein hin noch immer wenig Bedeutung. Anders bei den Neuen Russen – sie wollen nicht nur repräsentieren, wer im Land das Sagen hat, sie möchten auch entsprechend bedient werden. Am liebsten aber unter sich, denn zuviel PR für den neuen Reichtum hat sich schon für so manchen nicht ausgezahlt.

*** ENDE***



Fotos: Dana Ritzmann

Extravaganza2: Die so genannten Neuen Russen: auserlesene Gäste auf der "Extravaganza" in Moskau

Extravaganza1: Jörg Albrecht stieß mit seinen Natursteintüren aus Thüringen auf der "Extravaganza" auf großes Interesse
Dana Ritzmann


Weitere Artikel