Georgien

Olympische Winterspiele im schneereichen Kaukasus?

Georgien sorgt in diesen Tagen gleich zweifach für positive Schlagzeilen: Zum Einen können Bürger aus EU-Mitgliedsstaaten, der Schweiz, USA, Japan, Kanada und Israel seit dem 15. Juni ohne ein Visum in die Kaukasus-Republik reisen und sich dort bis zu 90 Tage aufhalten. Und damit sie dies in Zukunft in möglichst großer Zahl tun, kurbelt Georgien seinen Tourismus an und bewirbt sich als direkter Konkurrent von München für die Austragung der Olympischen Winterspiele 2014. Olympische Skiwettbewerbe im schneereichen Kaukasus? Was vor wenigen Jahren noch undenkbar schien, wollen die fünf Millionen Georgier in einer gemeinsamen Kraftanstrengung möglich machen.

Präsident Mikheil Saakashvili persönlich unterschrieb die offizielle Bewerbung im Büro des Olympischen Komitees Georgiens. Dessen Generalsekretär Emzar Zenashvili sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Olympischen Spiele dem kleinen Kaukasusland Frieden und Stabilität bringen werden. "Wir wissen, dass die Bewerbung eine enorme Herausforderung ist, wenn man sieht, was für Probleme Georgien noch hat. Doch mit der Austragung der Olympiade wird man diese überwinden."

Die Abschaffung des Visa-Zwangs für EU-Bürger und die Bewerbung um die Olympischen Spiele sollen unterstreichen, dass sich das Land unter dem seit eineinhalb Jahren amtierenden Präsidenten Saakashvili mit Nachdruck nach Westen öffnet. Mit der so genannten Rosenrevolution im November 2003 wurde Georgien zum Vorbild für die Demokratiebewegungen in ganz Osteuropa und Zentralasien. Erst im Mai bezeichnete US-Präsident Bush bei einem Besuch in der Kaukasusrepublik Georgien als "Leuchtfeuer der Freiheit" und kündigte amerikanische Wirtschaftshilfe an. Diese wird dringend gebraucht:

Georgische Experten schätzen, dass das Land allein für die Olympiabewerbung annähernd zwei Milliarden Dollar für die Infrastruktur und den Straßenbau benötigt. Borjomi und Bakuriani sollen die Austragungsorte der Winterspiele sein. Das im Kleinen Kaukasus liegende Bakuriani, ein legendäres Ski-, Tourismus- und Sportgebiet nicht nur zu Sowjet-Zeiten, soll wieder hergerichtet werden. Der Kurort Borjomi soll der zentrale Ort der Winterspiele werden. In den eleganten Stadt- und Parkanlagen verbrachten schon Adelige vergangener Zeiten ihren Urlaub. Heute gibt es in der Nähe einen bemerkenswerten Nationalpark, der mit deutscher Hilfe entstanden ist. Berühmt über die Landesgrenzen hinaus ist das Borjomi-Wasser. Seit hundert Jahren wird es hier abgefüllt und wird vor allem in Russland aber auch in einigen Ländern des Westens als Heilwasser geschätzt.

Georgien ist der siebente Staat, der sich für die Austragung der Winterspiele 2014 interessiert. Pyeongchan in Süd-Korea, Salzburg in Österreich, Bulgariens Hauptstadt Sofia, Ostersund in Schweden, die deutsche Stadt München und Harbin in China wollen sich ebenfalls bewerben. Bis zum 28. Juli 2005 müssen alle Kandidaten ihre Unterlagen beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) abgegeben haben. Nächstes Jahr ist Turin der Austragungsort der Olympischen Winterspiele, für 2010 hat das kanadische Vancouver den Zuschlag erhalten.

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