Wo ist Chodorkowski?
Moskau (n-ost) - Die Angehörigen der verurteilten Ölunternehmer Michail Chodorkowski und Platon Lebedew machen sich seit acht Tagen Sorgen, denn sie wissen nicht genau, wo sich die beiden Häftlinge befinden. Am 10. Oktober wurde den Anwälten nur nüchtern mitgeteilt, die beiden Häftlinge seien zur Verbüßung ihrer mehrjährigen Haftstrafe abtransportiert worden, die Angehörigen würden schriftlich informiert. Bis heute haben die Angehörigen den Brief jedoch nicht erhalten. In Moskau dauert ein Brief gewöhnlich drei Tage, er kann aber auch einen Monat unterwegs sein. Das Gesetz verbietet nicht die Angehörigen mündlich zu informieren. Das sei „reine Quälerei“, meinte Maria Ordschonikidse vom Chodorkowski-Pressebüro.
Die Situation ist nicht nur für die Angehörigen belastend, auch die Anwälte können ihrer Schutzfunktion nicht nachkommen. Die Staatsanwaltschaft hat bereits ein neues Verfahren gegen Chodorkowski wegen Geldwäsche angekündigt. Der Ex-Jukos-Chef will zudem das Urteil gegen sich vor dem Obersten Gericht Russlands anfechten. Doch die Besuchszeit der Anwälte war in den Tagen nach der Urteilsverkündung Ende September eingeschränkt worden. Eine Vorbereitung der Klage vor dem Obersten Gericht war nicht mehr möglich.
Trotz aller Widrigkeiten: Michail Chodorkowski verliert nicht den Humor. Als Wladimir Putin am 7. Oktober seinen Geburtstag feierte, veröffentlichte der Moskauer „Kommersant“ ein ironisch-bissiges Glückwunschschreiben des ehemaligen Yukos-Chefs. Putin sei ein „erfolgreicher Leader“, so der ex-Unternehmer. Putin sei es gelungen Russlands wichtigste Errungenschaft - die hohen Ölpreise – „zu bewahren“. Chodorkwoksi wünscht Putin „Freiheit und Ruhe“. Diese bekommen er, wenn er sein Amt 2008 niederlege, wie es die Verfassung vorschreibe.
Nach bisher unbestätigten Meldungen soll auch der ehemalige Jukos-Chef in das Lager Nr. 13 in der zentralrussischen Wolgastadt Engels eingeliefert worden sein. Das Lager Nr. 13 ist ein Vorzeige-Lager, was man gerne Besuchern aus dem Westen zeigt. Dort blühen sogar Rosen und in einer Abteilung gibt es, berichtet ein ehemaliger Häftling. Das Lager sei ein „rotes Lager“. Die „roten Lager“ werden von der Lagerwaltung kontrolliert. In den „schwarzen Lagern“ dagegen herrschen faktisch die kriminellen Strukturen.
Der Mitverurteilte von Chodorkowski, Platon Lebedew, ehemals Chef der Finanzgruppe Menatep, soll dagegen nach bisher unbestätigten Meldungen in der Quarantäne-Station des Arbeitslagers Nr. 3 im Nordural sein. Das Lager befindet sich im Dorf Charp, 1.920 Kilometer nordöstlich von Moskau. Angeblich wird Lebedew auf gefährliche Krankheiten untersucht. Bei Minustemperaturen von 35 Grad im Winter, wird es der Häftling nicht leicht haben. Der Verwalter des Dorfes lobt jedoch gegenüber den Medien die „gute Luft“ und das „klare Wasser“. Kühn behauptete er, man nenne die Gegend auch „nördliche Schweiz“.
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Ulrich Heyden